DRM

Routinier oder Youngster: Wer holt sich den DRM4-Titel?

Erfahrene Rallyeasse und schnelle Talente – die DRM4 verspricht in dieser Saison viel Spannung. Ein Blick auf das Starterfeld. 

Neuer Name für bekannte Klasse
DRM4? Ja, richtig gelesen: Im Zuge einer Neueinteilung der DRM-Klassen nach dem Vorbild der aktuellen FIA-Klasseneinteilung wird erstmals die DRM4 für Rally4-Fahrzeuge ausgeschrieben. Doch völlig neu ist diese nicht: 2024 hieß das Klassement der schnellsten Zweiradler noch DRM2, bis 2021 war sie als 2WD-Wertung bekannt. 

Vizeeuropameister Wiegand mit DRM-Comeback
Angeführt wird das diesjährige Feld vom ehemaligen Škoda-Werksfahrer Sepp Wiegand. Der 34 Jahre alte Vizeeuropameister von 2014 plant zusammen mit Christoph Gerlich nach sporadischen Starts in den vergangenen Jahren wieder eine komplette Saison. Einsatzauto ist ein Opel Corsa Rally4 der österreichischen Waldherr-Mannschaft. „Mir ist bewusst, dass wir die Favoritenrolle zugespielt bekommen“, so der Sachse. „Mit dieser Rolle musste ich schon früher leben, es wurde immer erwartet, dass ich vorn dabei bin. Ich persönlich sehe mich aber gar nicht in dieser Rolle, ich sehe mich eher als Mitspieler. Für mich ist der Titelkampf völlig offen, auch wenn ich natürlich das möglichst beste Ergebnis einfahren möchte.“

Pusch greift erneut an
Zu den Titelkandidaten zählt auch Patrick Pusch. Nach einer langjährigen Pause feierte der 37-Jährige 2024 ein erfolgreiches Comeback. Der aktuelle DRM2-Vizemeister startet erneut mit einem Opel Corsa von Schmack Motorsport, hat aber mit Andreas Luther einen neuen alten Beifahrer. Pusch: „Mein Ziel ist ganz klar die Top-Drei der Gesamtwertung. Nach den Erfolgen 2024 wäre es Quatsch, etwas anderes zu sagen. Ich fahre mit einem ganz neuen Corsa und sollte daher technisch hervorragend aufgestellt sein. Mit Andy habe ich einen erfahrenen Co an meiner Seite. Wir sind schon 2014 und 2015 erfolgreich zusammen gefahren und kennen uns daher gut.“ Da die Piloten in dieser Saison von den sieben DRM-Veranstaltungen nur maximal sechs für die Punktevergabe nominieren können, lässt Pusch den Auftakt im Erzgebirge aus. Er startet stattdessen beim zweiten Event in Sulingen in die Saison. Dort vertritt Stephan Schneeweiß den beruflich verhinderten Luther.

Ebenfalls für Schmack tritt Jonas Ertz an, im Vorjahr Sechster der DRM2. „Ich werde gemeinsam mit Maresa Lade auf die Jagd nach Bestzeiten gehen“, so der 24-Jährige. „Ich bin froh, dass ich weiterhin auf meine vielen Partner und Sponsoren vertrauen kann und diese mir erneut ermöglichen, mich auf der größten deutschen Bühne zu beweisen.“

Junior-Team von Pole Promotion
Für Schlagzeilen sorgt der Einstieg von Pole Promotion in die DRM4. Die Mannschaft um Dennis Rostek gewann 2024 mit Marijan Griebel den DRM-Titel und setzt nun erstmals ein Junior-Team ein. Piloten sind die Brüder Jonas und Liam Müller, die ebenfalls auf den Opel Corsa setzen. „Es war immer das Ziel von Pole Promotion, junge Talente zu entdecken, zu fördern, zu führen und zu formen. Wir haben gemeinsam ein Drei-Jahresprogramm ausgearbeitet, indem sie bei uns intensiv gefordert und gefördert werden. Mit Christian Riedemann und Tobias Braun haben wir zwei sehr kompetente Rallye-Spezialisten sowohl für den Piloten als auch den Beifahrer zusammengestellt, von denen beide viel lernen können“, so Rostek.

„Für mich ist es zunächst wichtig, die verschiedenen Läufe kennenzulernen und Erfahrungen zu sammeln. Natürlich geht es auch darum, die vorderen Plätze ins Visier zu nehmen und gegen Ende des Jahres unter die Top 3 zu kommen“, so der 20 Jahre alte Liam Müller, der auf die Ansagen von Beifahrer Alexander Hirsch hört, und bereits erste Einsätze in einem Rally2-Fahrzeug absolviert hat. „Pole Promotion hat ein gutes Standing in der DRM. Wir können viel von Marijan, Dennis und den Teamchefs lernen, was unser Hauptziel ist.”    

Wie sein ein Jahr älterer Bruder möchte auch Jonas Müller, der in diesem Jahr auf die Ansagen des erfahrenen Detlef Ruf vertraut, zunächst den Charakter der verschiedenen Veranstaltungen kennenlernen: „Mir fehlt im Vergleich zu Liam die Erfahrung auf Asphalt. Die Prüfungen haben in Deutschland eine ganz andere Charakteristik, als die, die wir aus dem Mitropa-Cup kennen. Ich freue mich vor allem auf das professionelle Umfeld bei Pole Promotion und glaube, dass wir hier viel lernen und ‚Profi-Luft‘ schnuppern können. Gerade die Zusammenarbeit mit den Ingenieuren wird uns weiterbringen, vor allem was das Setup angeht.“ 

Dünker weiter im Fiesta, Schumann mit Renault
Colin Dünker und Jonas Decker sorgten 2024 mit schnellen Zeiten und Podestplätzen für Aufsehen. Nun will das Duo erneut mit dem Ford Fiesta Rally4 angreifen. „Wir haben im vergangenen Jahr viel gelernt und wollen auch in diesem Jahr wieder ein Wörtchen um Spitzenplätze mitreden“, so Dünker. Sein Fahrzeug setzt der 23-Jährige in diesem Jahr selbst ein. „Der Fiesta ist von der Entwicklung schon etwas älter als die anderen Fahrzeuge in der DRM4. Vielleicht sind wir dadurch ein wenig im Nachteil, aber wir sollten dennoch gute Chancen auf vordere Ergebnisse haben.“

Mit seinem Renault Clio Rally4 Evo will Felix Schumann Ausrufezeichen setzen. Der Saarländer bestritt 2024 seine erste DRM-Saison und will von den gemachten Erfahrungen profitieren. „Ich erwarte wieder einen sehr engen Kampf an der Spitze. Das Ziel ist die Top 3 der Meisterschaft“, so der 32-Jährige. „Unser Renault ist technisch auf dem neuesten Stand, wir übernehmen den Einsatz wieder selbst.“ Beifahrer ist Hans-Peter Loth, mit dem Schumann im Herbst 2024 erste Rallyes bestritten hat. 

Danish Dynamite
Um Top-Ergebnisse kämpfen möchte auch der Däne Lasse Karlshøj. Der 24-Jährige hat bei seinen sporadischen Starts 2024 immer wieder für Furore gesorgt: Er fuhr mehrere Bestzeiten und führte in Sulingen bis zur Halbzeit das RC4-Feld an. Beifahrerin von Karlshøj bleibt Isabell Kvick, Fahrzeug der Peugeot 208.

Ab der Rallye Sulingen ist auch Makrocarshamm Motorsport dabei. Neben dem Fahrzeug von Teamchef Max Drüge betreut die westfälische Mannschaft auch den Corsa von Heiko Imiolczyk.

Weitere bekannte Rally4-Piloten planen ebenfalls Starts in der DRM. So will der Schwede Simon Andersson – 2024 Dritter der DRM2 und Gewinner der Pirelli-Junior-Wertung, zumindest einen Lauf absolvieren. Konstantin Keil, 2019 2WD-Champion, bestreitet die Rallyes Sulingen, Mittelrhein und ELE, Opel-Markenkollege Fabian Schulze die „Erze“ und die Lausitz-Rallye.

Neuer Champion gesucht
Nicht im DRM4-Titelkampf mitmischen werden dagegen der erfolgreichste Fronttriebler-Fahrer des vergangenen Jahres: Der aktuelle DRM2-Champion Tom Kässer bestreitet dieses Jahr ausgewählte Läufe der ERC und im Schottercup. Nur beim DRM-Finale, der Lausitz-Rallye, will er antreten.

Text: Lars Krone
Fotos: Power Stage Images, Sepp Wiegand, Pole Promotion