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Fabio Schwarz: »Kalle Rovanperä ist ein Vorbild«

Er gilt als eines der größten heimischen Rallyetalente und hat mit 17 Jahren gerade seine erste Rallye gewonnen: Im Interview spricht Fabio Schwarz, dessen Vater Armin Schwarz als bisher letzter Deutscher einen Lauf zur Rallye-WM gewonnen hat, über seinen Werdegang, seine ersten Asphalterfahrungen und welche Rallyes er in diesem Jahr noch in Deutschland bestreiten möchte.

Du bist vor Kurzem bei der Rallye Estland erstmals vor den Augen der WRC-Stars gefahren. Wie hast du die Rallye erlebt?

Fabio Schwarz: „Eigentlich nicht anders als unsere anderen Rallyes, die wir fahren. Lediglich, dass ich Kalle Rovanperä und Oliver Solberg wieder mal persönlich getroffen habe, war natürlich schön. Vor allem Kalle, der dieses Jahr in der Rallye-WM so dominiert, war sehr locker.“

Im Juni hast du zusammen mit deinem Beifahrer Dennis Zenz die Hunsrück Junior Rallye gewonnen und damit deinen ersten Gesamtsieg geholt. Mit 17 Jahren bist du einer der jüngsten Gesamtsieger einer deutschen Rallye überhaupt. Was war das für ein Gefühl?

„Es war eine sehr spannende Rallye. Ich hatte einen tollen Zweikampf mit Max Reiter. Für mich war es ja auch die erste Rallye überhaupt auf Asphalt und in einem Ford Fiesta Rally3. Das Ziel war daher eigentlich zu lernen und Erfahrung zu sammeln. Wir haben aber schon auf den ersten Prüfungen gemerkt, dass der Rhythmus ganz gut ist und wir mit dem Auto und den Prüfungen gut klarkommen. Und das hat sich über den Tag fortgesetzt. Es war ein toller Erfolg und eine tolle Erfahrung. Einfach eine sehr schöne Rallye.“

Du bist bisher vor allem auf Schotter gefahren. Wie war die Umstellung auf Asphalt für dich? „Auf Asphalt braucht man eine ganz andere Fahrweise. Auf Schotter ist der Untergrund lose, dort rutscht das Auto viel mehr und man kann viel aggressiver fahren. Auf Asphalt muss man eher rund und sauber fahren und schauen, dass man immer schön gerade aus der Kurve kommt, um wieder früh auf’s Gas gehen zu können. Es war eine große Umstellung, aber hat mir sehr gut gefallen.“

Die Hunsrück Junior Rallye war auch deine erste Veranstaltung, bei der du mit einem Allradler gefahren bist.

„Ich bin In Estland auch schon mal mit einem Allrad-Auto gefahren, aber das war eher eine Testrallye. Man merkt den Allradantrieb vor allem auf Schotter deutlich mehr, da man auf losem Untergrund viel mehr querfährt. Auf Asphalt habe ich gar nicht so einen großen Unterschied gespürt. Das sieht man auch an den Zeiten. Im Rally4 ist man auf Asphalt ungefähr genauso schnell wie im Rally3. Der Allradler ist in gewisser Weise vielleicht einfacher zu fahren. Denn wenn man sich mal verbremst oder in einer Kurve zu spät dran ist, kann man die Situation mit vier angetriebenen Rädern noch retten. Bei einem Rally4-Auto mit Frontantrieb hat dagegen jeder Fehler Auswirkungen, kostet Zeit. Dadurch lernt man jedoch sauber zu fahren – was später auch in einem Rally2-Fahrzeug sehr wichtig ist, um schnell unterwegs zu sein.“

Deine bisherigen Rallyes bist du vor allem in Lettland und Estland gefahren. Dort kann man anders als in Deutschland schon sehr früh mit dem Rallyesport beginnen …

„Genau. In Lettland und Estland darf man mit einer dortigen Lizenz schon mit 14 Jahren Rallyes fahren. Das habe ich 2019 bei einer Rallye erstmals gemacht. Seit 2020 fahre ich dort regelmäßig. Die Voraussetzung ist, dass der Beifahrer mindestens 21 Jahre alt ist und natürlich einen Führerschein hat. In der Praxis sieht es dann so aus, dass der Beifahrer im öffentlichen Verkehr immer bis kurz vor die WP fährt. Dann werden die Plätze gewechselt und der Fahrer fährt dann auf der abgesperrten Prüfung. Danach wird bis zur nächsten WP wieder getauscht.“

Einen ähnlichen Karrierebeginn haben ja auch der aktuelle Rallye-WM-Spitzenreiter Kalle Rovanperä und Oliver Solberg gehabt. Sind sie Vorbilder für dich?

„Man sieht bei beiden sehr gut, dass es sich auszahlt, wenn man so früh mit dem Sport anfängt und dass das System in Estland und Lettland sehr gut funktioniert. Kalle macht in der WRC derzeit einen absoluten Topjob und ist daher schon ein bisschen ein Vorbild. Wir haben uns auf jeden Fall an Kalle und Oliver orientiert, und geschaut wo man schon früh fahren darf. Seitdem Kalle und Oliver im Baltikum gefahren sind, haben sich die Umstände aber etwas geändert. Damals waren nur wenige so junge Fahrer am Start. Mittlerweile ist das Feld vollgepackt mit jungen Fahrern – vor allem in der Rally4-Klasse.“

Was das Thema Rallye angeht, bist du genau wie die beiden familiär vorgeprägt. War es für dich schon immer klar, dass du auch mal Rallye fahren wirst?

„Naja, sagen wir mal so. Ich hatte schon immer mega viel Spaß daran bei meinem Papa im Rallye Auto mitzufahren und habe auch keine Gelegenheit ausgelassen. Und als ich dann auch auf die Pedale kam, durfte ich sofort fahren, das war schon eine tolle Möglichkeit.“

Merkst du einen Unterschied, wenn du in den baltischen Ländern oder in Deutschland startest? Ist das Interesse an dir hier größer? Schließlich kennen ja noch viele Rallyefans deinen Vater …

„Man merkt schon, dass mich hier mehr Leute wegen des Nachnamens kennen und das Interesse größer ist. Das ist natürlich auch cool. Aber ich habe bei jeder Rallye das gleiche Ziel: den bestmöglichen Job abzuliefern und viel Erfahrung zu sammeln. Ob das dann in Deutschland, im Baltikum oder woanders ist, ist dann eigentlich egal.“

Mit Dennis Zenz begleitet dich von Anfang an ein erfahrener Beifahrer. Wie wichtig war und ist es, ihn an deiner Seite zu haben?

„Dennis bringt sehr viel Erfahrung mit, er ist unter anderem ja auch schon oft in der DRM gefahren. Wir sind ein gutes Team. Es ist vor allem in Stresssituationen, wenn zum Beispiel etwas mit dem Auto ist, extrem wichtig einen erfahrenen Beifahrer zu haben, der Ruhe ins Auto bringt. Denn das sorgt auch beim Fahrer wieder für Ruhe. Dennis kümmert sich um viele Dinge, wodurch ich mich auf das Fahren konzentrieren kann. Das ist ein Schlüssel für eine gute Rallye. Wir entwickeln uns ständig weiter. So haben wir in Portugal auf der Fafe-Prüfung das Recce absolviert – und unser Aufschriebsystem etwas geändert. Wir haben jetzt kürzere Ansagen. Das funktioniert wirklich gut. Dennis gibt mir sehr viel Selbstvertrauen und er ist auch kritisch, was einem letztendlich weiterhilft – auch wenn es nicht immer angenehm ist.“

Wie sehen deine Pläne für den Rest der Saison aus? Sehen wir dich auch noch mal in Deutschland?

„In Deutschland sind kurzfristig die Rallye Saarland-Pfalz im Fiesta Rally3 sowie die Rallye Bad Schmiedeberg und die 3-Städte-Rallye im Rally2-Fiesta geplant. Allerdings müssen wir da noch ein paar Sachen klären, bevor das fix ist. Wir schauen auf jeden Fall, dass wir 2022 noch Mal in Deutschland fahren können. Und dann stehen die restlichen Meisterschaftsläufe in Estland und Lettland auf dem Programm.“

Interview: Lars Krone
Fotos: Sascha Dörrenbächer

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