Claire Schönborn: “Die Junior WRC wäre ein Traum”
Claire Schönborn zählt zu den talentiertesten Nachwuchspilotinnen im Rallyesport. Beim WRC-Lauf in Schweden in dieser Woche (14.–16. Februar) kann sich die Deutsche eine der begehrtesten Nachwuchsförderungen im Rallye-Sport sichern.
Bei der Winterrallye kämpft die 25-Jährige als Finalistin des “Beyond Rally Women’s Driver Development Programme” gegen Lyssia Baudet aus Belgien um eine voll finanzierte Saison in der FIA Junior WRC. Wer sich in Schweden durchsetzt, gewinnt den begehrten Preis. “Das wäre wirklich ein Traum”, so Schönborn. “Solch eine Gelegenheit bekommt man wahrscheinlich nur einmal im Leben. Es wäre fantastisch, wenn wir auch die weitere Saison in der Junior WRC bestreiten dürften.”
Rallyepremiere im Elektro-Corsa
Dass die Pilotin aus Rheinland-Pfalz überhaupt die Chance auf ein Cockpit in der Nachwuchsserie hat, kommt für sie völlig unerwartet. Hat sie doch erst im Herbst 2024 als Gaststarterin im ADAC Opel Electric Rally Cup ihre erste Rallye überhaupt bestritten. Ihre Motorsportkarriere begann sie 2016 im Slalomsport, 2024 sicherte sie sich als erste Frau überhaupt den Titel im KW-Berg-Cup. Schönborn: “Ich wollte schon immer Rallye fahren, hatte aber leider nie die finanziellen Mittel. Ich finde den Sport super interessant und habe bereits vor einigen Jahren bei der ADAC Deutschland Rallye in der Orga mitgeholfen. Als mich Opel dann im vergangenen Sommer fragte, ob ich Interesse an einem Gaststart im ADAC Opel Electric Rally Cup habe, habe ich direkt ja gesagt.”
Ihren Rallyeeinstand beim DRM-Lauf in Stemwede absolviert Schönborn mit Bravour: “Es lief sehr gut. Ich bin ja noch nie vorher mit einer Beifahrerin oder nach einem Aufschrieb gefahren. Es war für mich alles komplett neu, aber meine Co-Pilotin Lisa Kiefer hat mich perfekt geleitet.” Trotz ihrer geringen Rallye-Erfahrung stellt sich die Pilotin aus dem Hunsrück sofort der nächsten Herausforderung: „Ich hatte vom Nachwuchsprogramm des WRC-Promoters gehört, der verstärkt Frauen im Rallyesport fördern will und mich dort beworben.” Schönborns Bewerbung überzeugt, sie wird mit 14 anderen talentierten Fahrerinnen zu einem intensiven dreitägigen Lehrgang nach Polen eingeladen. Neben Fahreinheiten auf Asphalt und Schotter stehen dort auch Technikseminare und Mediencoaching auf dem Programm. Auch hier hinterlässt die Deutsche Eindruck und sichert sich als eine von drei Nachwuchspilotinnen einen Start im Ford Fiesta Rally3 bei Central European Rally (CER).


WM-Debüt bei der CER
Der deutsch-tschechisch-österreichische WM-Lauf ist für Schönborn, die dort und auch in Schweden auf Jara Hain als Beifahrerin vertraut, eine ganz besondere Erfahrung: “In meiner erst dritten Rallye auf der WM-Bühne antreten zu können, war unglaublich. Die CER und ihre Prüfungen waren viel länger als alles, was ich zuvor gefahren bin. Wir hatten über mehrere Tage ein volles Programm mit Pre-Event-Test, Abfahren und Medienterminen. In der Rallye selbst haben wir es anfangs eher ruhig angehen lassen. Auch wenn wir am Freitag ein technisches Problem hatten, lief es von WP zu WP immer besser und ich habe stetig mehr Vertrauen aufgebaut. Am Ende habe ich mich im Fiesta Rally3 richtig wohlgefühlt.”

Shoot-out in Schweden
Da auch Lyssia Baudet bei der CER nicht ohne Probleme durchkommt, entscheidet sich der WRC-Promoter aus Fairnessgründen,beiden nun in Schweden einen weiteren Start in der WRC zu ermöglichen. Dort wird am Wochenende endgültig die Siegerin des “Beyond Rally Women’s Driver Development Programme” gekürt.
Für Schönborn, die hauptberuflich als Kfz-Ingenieurin und daher einen technischen Background mitbringt, ist es die erste Rallye auf Eis und Schnee. Entsprechend intensiv hat sie sich vorbereitet: Nach einem Wintertraining mit dem mehrmaligen deutschen Meister Hermann Gassner, trat sie Ende Januar zusammen mit Hain als Vorwagen bei der Arctic-Rallye in Finnland an, bevor ein Lehrgang in der Winterrallye-Schule der norwegischen Rallyelegende John Haugland auf dem Programm stand. “Ich habe dabei viel gelernt. Das Rallyefahren bei solchen Bedingungen ist für mich völliges Neuland. Ich hatte viel Fahrzeit und ich konnte viele verschiedene Dinge ausprobieren. Jetzt hoffe ich natürlich, dass ich dies am kommenden Wochenende auch umsetzen kann.”
Text: Lars Krone
Fotos: ADAC Motorsport, privat