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Raffael Sulzinger Aktuell: Nervenschlacht im hohen Norden

Riesiges Pech am Freitag, fulminante Aufholjagd am Samstag: So wechselhaft wie das Wetter bei der 34. ADAC ACTRONICS RALLYE SULINGEN verlief das Wochenende auch sportlich für Raffael Sulzinger (ADAC Südbayern/MSC Dreiburgenland) und Co-Pilotin Lisa Kiefer (ADAC Pfalz/MC Haßloch). Mit 7 von 8 möglichen Sonderprüfungs-Bestzeiten in der DRM2 (zweiradangetriebene Fahrzeuge) ließen die beiden am Samstag ihr Können erneut aufblitzen und fuhren von P12 auf P7 vor. Alle Chancen auf den Gesamtsieg hatten sie bereits am Freitag verloren. Doch dank des Sieges auf der Power Stage lebt der Traum vom Meistertitel weiter.

Am Freitag ohne den dritten Gang

Doch der Reihe nach, denn dieses Wochenende war nichts für schwache Nerven. „Bereits beim Shakedown am Donnerstag brach eine Antriebswelle“, schildert Sulzinger. „Eigentlich dachten wir: Das war es jetzt mit dem Pech“, sagt Kiefer. Doch weit gefehlt. Schon auf der ersten Wertungsprüfung am Freitag auf dem IVG-Gelände ging der dritte Gang nicht mehr rein. „Um das Getriebe zu schonen, sind wir den anschließenden Stadtrundkurs in Sulingen nur mit Road Modus (halbe Motorleistung) im zweiten Gang gefahren. Zudem mussten wir den Fiesta Rally4 mit Slicks durch den Platzregen balancieren, weil durch den vorangegangen Zeitverlust ein Reifenwechsel nicht mehr möglich war“, ärgert sich Sulzinger. Dennoch lagen die beiden auf P2 mit nur 33 Sekunden Rückstand auf DRM2-Champion Martin Christ mit Lina Meter!

„Eigentlich hätten wir das Auto abstellen müssen. Doch FT Motorsport (ein Konkurrenz-Team) hatte neue Zahnräder dabei. Somit entschieden wir uns, auch die letzte WP des Tages noch ohne 3. Gang zu bewältigen und in der anschließenden Service-Pause zumindest den Versuch zu starten, das Getriebe zu reparieren“, bedankt sich Sulzinger. Doch dann kam es richtig dick. Zwischen zwei ehemaligen Bahnschienen im IVG-Gelände war auf ganzer Breite der Beton herausgebrochen – mit fatalen Folgen: Reifenschaden vorne rechts und in Summe ein Zeitverlust von über 4.40 Minuten. Die Enttäuschung vor dem anschließenden Service war unendlich groß. „ABER hier hat unsere Crew eine Meisterleistung vollbracht: Sie hat in unter einer Stunde das Getriebe ausgebaut, zerlegt, den Defekt behoben und wieder alles zusammengeschraubt“, schildert Sulzinger den Kampf gegen die Uhr. „Wären wir nur zehn Sekunden später zur Zeitkontrolle für den Parc fermé gekommen, wären wir aus der Wertung geflogen“, schildert Kiefer die Nervenschlacht zu später Stunde.

Neue Motivation an Tag 2 dank Meisterleistung des Teams

“Mit über 5 Minuten Rückstand ist es schwierig, die Motivation und vor allem den richtigen Speed zu finden. Fährt man zu langsam ist man unkonzentriert. Fährt man zu schnell und schmeißt das Auto raus ist man der Depp”, beschreibt der Tittlinger die mental schwierige Aufgabe. Diese meisterten die Beiden allerdings bravourös und holten dabei den DRM2-Sieg auf der Powerstage, wofür es 5 Extra-Punkte gibt. Zudem noch eine Gesamtbestzeit in der 2WD-Wertung auf der letzten WP gegen die bärenstarken Teams aus Dänemark. Den Sieg in dieser Wertung holten Jacob Madsen/Line Nedergaard (Peugeot 208) vor Martin Christ/Lina Meter (Opel Corsa). Durch diese Performance bei der Nervenschlacht im hohen Norden Niedersachsens konnten Sulzinger/Kiefer ihre Titelchancen am Leben halten. Der nächste Lauf ist die ADAC Rallye Mittelrhein am 9./10. Juni mitten in den Mosel-Weinbergen.

Foto: Lothar Bökamp // ANTRIEB.MEDIA