Adrien Fourmaux verpasst einen Podestplatz nur knapp und belegt in der WM-Wertung jetzt Platz 4
Hart und unerbittlich, technisch und fahrerisch herausfordernd oder mit anderen Worten: Die Rallye Portugal hat auch in diesem Jahr ihrem Ruf wieder alle Ehre gemacht. Für M-Sport Ford endete der fünfte WM-Lauf der Saison mit einem durchaus zufriedenstellenden Ergebnis. Adrien Fourmaux und Copilot Alex Coria erreichten das Ziel mit dem über 368 kW (500 PS) starken Puma Hybrid Rally1 nach 22 anstrengenden Schotterprüfungen auf Rang vier. Die erneut fehlerlosen Franzosen haben damit ihr drittes Podestresultat zwar knapp verpasst, ihre starke Form aber erneut unterstrichen. Grégoire Munster/Louis Louka im zweiten Ford Puma des werksunterstützten Teams setzten ihre Lernkurve in Portugal fort. Die Belgier schienen bereits auf dem Weg zu einem Top-9-Resultat zu sein, als ein technisches Problem sie etwas zurückwarf. Am finalen Sonntag sorgte ein Ausrutscher schließlich für das Aus.
Der Rallye-WM-Klassiker rund um Porto begann bereits am Donnerstagabend mit einer stark besuchten Zuschauerprüfung in Figueira da Foz. Fourmaux setzte die sechstschnellste Zeit, schonte dabei aber auch seine Reifen für den bevorstehenden Freitag – denn der hatte es in sich: vier Wertungsprüfungen (WP) am Morgen, fünf am Nachmittag und dazwischen lediglich eine sogenannte Tyre-Fitting-Zone. In ihr dürfen lediglich die Reifen getauscht, aber kaum Reparaturen an den Turbo-Hybrid-Allradlern vorgenommen werden. Damit waren die Leitlinien gesetzt: Fourmaux und Munster mussten auf der ersten Etappe so schnell wie möglich und so materialschonend wie nötig fahren.
Beiden gelang dies sehr gut: Sie kamen – anders als einige andere Teilnehmer – ohne große Probleme durch den schwierigen Tag. Speziell auf der zweiten Schleife konnte Fourmaux den Kontakt zur Spitze halten und den Rückstand mit Topzeiten verkürzen. Bei der Übernachtungspause trennten ihn als Siebtplatzierten lediglich 31,8 Sekunden vom Führenden. Am Samstag drehte der Franzose noch stärker auf, fuhr dreimal die drittschnellste und zweimal die zweitschnellste Zeit, eine Prüfung konnte er sogar gewinnen. Im Tagesziel lag er damit auf Rang fünf, nur 7,3 Sekunden hinter seinem Vordermann, den Spanier Dani Sordo. Den kassierte Fourmaux direkt beim Start in den Sonntag und rückte damit auf jene Position vor, auf der er auch das Ziel erreichte. In den WM-Zwischenwertungen bekleiden er und Beifahrer Coria damit jeweils den vierten Rang, nur acht Punkte getrennt von den dritten Plätzen.
Munster erlebte eine andere Rallye. Ohne die notwendigen Erfahrungswerte mit dem Puma Hybrid Rally1 auf Schotter und bei dem portugiesischen WM-Lauf konzentrierte sich der Belgier mit luxemburgischer Fahrerlizenz speziell am Freitag vor allem auf sich selbst. Dabei legte er Prüfung für Prüfung zu und beendete die erste Etappe als Neuntplatzierter. Am Samstag sorgten Probleme mit dem Kraftstoffsystem für einen Zeitverlust. Ausgerechnet auf der mit 37 Kilometern besonders gnadenlosen WP „Amarante“ musste Munster stoppen und den Fehler reparieren. Nach der mittäglichen Servicepause traten die Schwierigkeiten erneut auf und warfen das Team auf den 14. Rang zurück. Am Sonntag konnte der Belgier zunächst zwei Positionen zurückgewinnen, bevor er in der WP 21 neben der Strecke strandete und vorzeitig aufgeben musste.
Als drittes Rallye-Fahrzeug von M-Sport gingen die Briten William Creighton/Liam Regan mit einem Ford Fiesta Rally2 an den Start. Die amtierenden Junioren-Weltmeister behaupteten sich am Freitagmorgen in dem hart umkämpften WRC2-Teilnehmerfeld auf Rang zehn. Danach beschädigten sie das Fahrwerk ihres gut 213 kW (290 PS) starken Turbo-Allradlers und mussten zunächst aufgeben. Am Samstag meldeten sie sich zurück, um ihre Lernkurve in Portugal fortzusetzen. Sie beendeten den fünften WM-Lauf auf Rang zwölf.
„Adrien Fourmaux und Alex Coria haben einmal mehr eine fehlerfreie Vorstellung abgeliefert und durchgehend bewiesen, dass sie mit anderen Spitzenfahrern mithalten können“, erläutert M-Sport-Teamchef Richard Millener. „Die Konstanz, mit der Adrien heute dieses Tempo bei jeder WM-Rallye mitgeht, ist fantastisch. Hier in Portugal wurde er zunächst von seiner Startposition benachteiligt, doch dies hat seine Herangehensweise nicht beeinflusst. Platz vier ist für ihn ein tolles Ergebnis. Grégoire Munster und Louis Louka mussten während der Veranstaltung immer wieder Rückschläge hinnehmen. Generell können sie mit ihrer Performance aber zufrieden sein, denn sie haben wertvolle Erfahrungen gesammelt.“
Adrien Fourmaux / Alexandre Coria (F/F, Ford Puma Hybrid Rally1, Startnummer 16); Ergebnis: Platz 4; WM-Rang: 4.
„Ich denke, wir können mit Platz vier glücklich sein“, so Fourmaux. „Am Freitag war es schwierig, als Dritte auf die Strecken zu gehen. Dennoch haben wir eine gute Performance abgeliefert und sind nah an der Spitze geblieben. Am Sonntag konnten wir auf einem Niveau mit den Topleuten kämpfen. Die Rallye Portugal ist eine fantastische Veranstaltung mit einer klasse Atmosphäre und sehr vielen Fans. Unser Ford Puma Hybrid Rally1 funktionierte makellos, wir hatten keinerlei Probleme. Jetzt blicken wir dem kommenden WM-Lauf auf Sardinen zuversichtlich entgegen.“
Grégoire Munster / Louis Louka (B/B, Ford Puma Hybrid Rally1, Startnummer 13); Ergebnis: Ausfall; WM-Rang: 11.
„Dieser WM-Lauf lief für uns weniger gut: Uns hat am Sonntag eine Bodenwelle ausgehebelt und in einen Graben katapultiert, aus dem wir nicht mehr herausgekommen sind“, so Munster. „Alles in allem haben wir aber viel dazugelernt. Am Samstag mussten wir als Erste auf die Strecke und wie die Straßenfeger die Oberfläche vom Staub befreien, aber auch dies war eine wertvolle Erfahrung. Unsere WP-Zeiten wurden im Verlauf der Rallye, die für uns Neuland darstellte, speziell bei den zweiten Passagen über die Prüfungen immer besser. Insgesamt habe ich mich am Steuer des Ford Puma Hybrid Rally1 wohlgefühlt. Dieses Erlebnis nehmen wir jetzt mit nach Sardinien.“
Williams Creighton / Liam Regan (IRL/Ford Fiesta Rally2, Startnummer 30); WRC2-Ergebnis: Platz 12; WM-Rang: 30.
„Die Rallye Portugal bleibt für uns schwierig. Wir müssen zurückkommen und diese Veranstaltung einmal ohne Probleme fahren – denn nur dann kannst du hier auch ein gutes Resultat einfahren“, so Creighton. „Die Prüfungen selbst erwiesen sich als nicht so hart wie zuvor, dadurch hat uns der Freitag besonders Spaß gemacht. Danach hat sich das Blatt für uns gewendet. Die Pisten wurden sandiger, dies machte es für uns nicht einfacher. Aber wir lernen permanent dazu. Auf Sardinien warten Bedingungen auf uns, die sehr ähnlich sind.“
Foto: M-Sport/Ford