DRM

Marijan Griebel: „Im Titelkampf ist alles offen“

Titelverteidiger Marijan Griebel zieht im Interview zur Saisonhalbzeit der Deutschen Rallye-Meisterschaft Zwischenbilanz und schätzt seine Chancen auf einen dritten Titelgewinn in der DRM ein.

Zwei Siege, ein dritter Platz und ein Ausfall: So lauteten die Ergebnisse des deutschen Rallye-Meisters von 2018 und 2021 und Co-Pilot Tobias Braun in den ersten vier DRM-Läufen. Damit liegt das Duo, das in einem Citroën C3 Rally2 des französischen Teams Saintéloc Racing antritt, bei noch drei ausstehenden Rallyes aktuell auf dem dritten Tabellenrang.

Die erste Saisonhälfte der DRM ist absolviert. Wie fällt deine Zwischenbilanz aus?
Griebel: „Grundsätzlich bin ich mit meiner Leistung bis jetzt sehr zufrieden. Im Erzgebirge konnten wir bis kurz vor Schluss mit den beiden Lokalmatadoren um den Sieg kämpfen, lagen zwischenzeitlich sogar in Führung. Die letzten beiden Läufe haben wir gewonnen, dazu kommen bereits drei Siege auf der Power Stage, das hätte ich vor der Saison so unterschrieben.“

Wie bitter war der Ausfall in Sulingen?
„Ausfälle sind zunächst mal immer bitter. Auch in Sulingen lagen wir auf Podiumskurs, bevor unser Fahrzeug leider Feuer fing und uns zur Aufgabe zwang. Durch die diesjährige Regelung, dass „nur“ die besten sechs Ergebnisse der sieben Läufe zur Deutschen Rallye Meisterschaft in die Endwertung einfließen, könnte es aber sein, dass der Ausfall sportlich unschädlich war. Allerdings habe ich nun als einziger Spitzenfahrer den Druck, im Prinzip immer ins Ziel kommen zu müssen, da mein Streichresultat eben schon aufgebraucht ist.“

Du fährst erneut als einziger Fahrer in der DRM einen Citroën C3 Rally2. Ist das ein Vorteil oder Nachteil?
„Ein Nachteil dürfte es sicherlich nicht sein, da ich mit unserem Saintéloc-Citroen C3 Rally2 hochzufrieden bin und wir die Performance des Autos jetzt schon mehrfach ganz gut unter Beweis stellen konnten. Die Rally2-Klasse ist aber insgesamt sehr ausgeglichen. Ich glaube, es kommt fast ausschließlich auf den Fahrer an, da jedes aktuelle Fahrzeug siegfähig ist und es nicht, wie beispielsweise in der Formel 1, nur zwei oder maximal drei potentielle Gewinnerautos gibt.“

Mit der Rallye ADAC Mittelrhein feierte zuletzt ein neues Event in der DRM seine Premiere. Wie hast du es erlebt?
„Ich habe die Rallye ADAC Mittelrhein durchweg positiv erlebt. Zuallererst waren die Wertungsprüfungen die Besten und Selektivsten, die ich in meiner DRM-Zeit gefahren bin. Aber auch die Organisation hat einen tollen Job gemacht. Wir hatten beispielsweise den gesamten Samstag nicht eine Minute Verspätung, die Wertungsprüfungen waren bereits beim Besichtigen super aufgebaut und auch die Zielzeremonie in Wittlich hatte ein schönes Flair.“

Du bist auf allen Wertungsprüfungen in den Weinbergen Bestzeit gefahren und hast dich dort an die Spitze des Feldes gesetzt. Inwieweit hattest du durch deine Erfahrung von der ADAC Rallye Deutschland dort einen Vorteil?
„Da Dominik Dinkel, Julius Tannert und Christian Riedemann die Deutschland-Rallye allesamt auch schon mehrfach gefahren sind, weiß ich nicht, wie groß dieser Vorteil möglicherweise war. Ich mag aber vor allem auch die Charakteristik der Weinbergstrecken mit ihren nicht einsehbaren Kurven und Kuppen und den schmalen Pfaden. Dort habe ich mich schon immer wohl gefühlt und konnte auch dieses Mal mit unserem Citroen C3 Rally2 an die Grenzen gehen.“

Hast du in der DRM eigentlich eine Lieblingsprüfung?
„Eine Lieblingsprüfung zu benennen wäre schwierig, seit vorletzter Woche habe ich aber wohl eine Lieblingsveranstaltung.“

Als nächstes steht Mitte August die Rallye Saarland-Pfalz an, dein Heimspiel. Bist du dort der Favorit?
„Es ist, denke ich, nicht meine Aufgabe, Favoritenrollen zu beurteilen. Ich glaube, die gesamte Spitze wird dort wieder enger beieinander sein und zu gewinnen dürfte noch schwieriger werden als in Wittlich. Wir werden aber gut vorbereitet in St. Wendel über die Startrampe rollen und unser Ziel wird auch dort die oberste Stufe des Podests sein, soviel ist klar.“

Du liegst aktuell auf dem dritten Tabellenrang, hast aber anders als die vor dir liegenden Philip Geipel und Julius Tannert schon einen Nuller. Die beiden anderen verlieren durch das Streichresultat dagegen noch Punkte. Wie siehst du daher deine Titelchancen?
„Meine Titelchancen haben sich in den letzten Wochen sicherlich nicht verschlechtert. Gerade durch das Streichresultat habe ich aber auch direkt nach Sulingen schon gesagt, dass noch nichts verloren ist. Philip hatte seine stärksten Rallyes am Anfang, meine Trümpfe liegen offensichtlich in der Saisonmitte, während Dominik Dinkel die beiden letzten Saisonstationen voriges Jahr gewonnen hat. Da ist, denke ich, noch alles offen und die Deutsche Rallye-Meisterschaft weiterhin sehr spannend.“

Bleiben Philip und Julius auch deine härtesten Konkurrenten im Titelkampf oder wird es sogar ein Vierkampf?
„Ich würde auch Dominik Dinkel noch nicht abschreiben, der zwar einen etwas schwierigen Saisonstart hatte, aber gerade bei der Cimbern und 3-Städte Rallye ganz stark einzuschätzen ist. Daher sehe ich momentan einen Vierkampf um den Titel.“

Ein kleiner Rückblick an den Anfang des Jahres: Im Januar bist du in einem Opel Corsa Rally4 das erste Mal bei der Rallye Monte Carlo gestartet. Wie war es, bei der vielleicht bekanntesten Rallye der Welt dabei zu starten?
„Das war eine ganz besondere Woche. Von der Ankunft im Fürstentum, über drei Tage Besichtigung bei strahlendem Sonnenschein und Temperaturen von Null bis 20 Grad Celsius über die vier Tage Rennaction habe ich wirklich alles genossen und aufgesaugt. Ich hatte dieses Jahr wohl meine ‚Once in a lifetime‘-Chance, dieses Event im Opel Corsa Rally4 zu bestreiten und bin froh, dass wir das realisieren konnten.

Marijan Griebel/Alexander Rath bei der Rallye Monte-Carlo / Foto: Lothar Bökamp ANTRIEB.MEDIA

Was hat dich am meisten beeindruckt?
„Da gibt es viele Dinge. Die komplett professionelle Organisation des gesamten Events war beeindruckend. Die Strecken kannte ich zum Teil schon, da ich öfter als Zuschauer oder mit meinem Mentor Armin Kremer vor Ort war, aber auch deren Vielfalt war echt toll. Und nicht zuletzt auch die verschiedenen Wetterbedingungen, die sich wirklich innerhalb weniger hundert Meter komplett verändern konnten.“

Gibt es noch andere Rallyes, bei denen du gerne mal starten würdest?
„Ich würde bei jedem WRC Lauf gerne mal starten, gerade ein Überseeabenteuer habe ich selbst noch nie erleben dürfen. Realistisch betrachtet wird das aber eher ein Traum bleiben.“

Du startest neben der DRM mit einem Peugeot 208 Rally4 auch im Stellantis Rally Cup in Belgien und Luxemburg und hast gerade bei der Rallye Lëtzebuerg deinen zweiten Sieg geholt. Wie kam dieses Projekt zustande?
„Ich habe ein tolles Angebot vom luxemburgischen Team FS-Sport bekommen. Dessen Teamchef Steve Fernandes kenne ich schon länger und bin auch bereits öfter gegen ihn gefahren. Er wollte mich gerne bei sich im Team haben und wir haben uns sehr schnell auf einen Deal geeinigt. In Belgien gibt es eine tolle, gut promotete Meisterschaft mit schönen Veranstaltungen und auch tolle Prämien, daher ist es bis jetzt würde ich sagen ein ‚Win-win‘-Geschäft für beide Seiten.“

Interview: Lars Krone
Fotos: Lars Krone/Power Stage Images