Verstappen-Gaststart beim DRM-Titelkampf im Saarland
Die Deutsche Rallye-Meisterschaft biegt am Wochenende bei der ADAC Saarland-Pfalz Rallye auf die Zielgerade ein. Alle vier Klassen und die beiden Sonderwertungen sind hart umkämpft, dennoch könnten beim zweitletzten Tourstopp rund um St. Wendel Vorentscheidungen im Titelkampf fallen. Prominentester Teilnehmer ist der Ex-Formel-1-Pilot Jos Verstappen. Der Vater des zweimaligen F1-Weltmeisters Max Verstappen geht zusammen mit Co-Pilot Renaud Jamoul in der Top-Klasse DRM1 mit einem Skoda Fabia RS Rally2 als Gaststarter auf die Strecke. Auch der ADAC Opel Electric Rally Cup, der erste elektrische Rallye-Markenpokal weltweit, trägt bei der ADAC Saarland-Pfalz Rallye einen Meisterschaftslauf aus.
Christian Riedemann an der Spitze – Verfolger sind gefordert
Christian Riedemann und Nico Otterbach zeigten bisher im Hyundai i20N Rally2 keine Schwächen und haben nach der Rallye ADAC Mittelrhein die Führung in der DRM1 übernommen. Im Saarland soll ein weiterer Schritt Richtung Meisterschaft gemacht werden. „Unsere Taktik ist klar. Wir wollen Punkte im Titelkampf holen, das Podium ist das Ziel. Marijan ist bei seiner Heimrallye natürlich Favorit. Ich war aber bei unserem letzten Aufeinandertreffen 2021 nur wenige Sekunden hinter ihm zurück. Wenn das am Wochenende auch so ist, bin ich mehr als zufrieden“, erklärt Spitzenreiter Christian Riedemann.
Zwölf Punkte dahinter liegen die aktuellen Deutschen Rallye-Meister Philip Geipel und Katrin Becker im Škoda Fabia Rally 2 Evo in Lauerstellung. Die Generalprobe bei einer Test-Rallye in Tschechien ging zwar schief, für Philip Geipel war das aber eher ein gutes Omen. „Unsere Antriebswelle gab dort den Geist auf und wir haben sie aussortiert. Vielleicht wäre sie im Saarland kaputtgegangen, von daher war der Zeitpunkt gar nicht ungünstig. Außerdem haben wir am Fahrzeug-Setup einiges optimiert. Wir sind gut vorbereitet, wollen ohne Fehler durchkommen und weiter im Meisterschaftskampf mitmischen.“ Der Tabellendritte Marijan Griebel geht zusammen mit Co-Pilot Tobias Braun im Škoda Fabia RS Rally2 als Favorit in die ADAC Saarland-Pfalz Rallye. Der zweimalige Champion aus dem benachbarten Hahnweiler hat hier bereits im letzten Jahr gewonnen und müsste diesen Sieg bei einem Rückstand von 19 Punkten auf die Spitze wiederholen, um seine Titelchancen zu wahren. Das gilt auch für die Markenkollegen Julius Tannert und Frank Christian, die nach dem Ausfall beim letzten Stopp an der Mosel von der Tabellenspitze auf Platz vier zurückfielen.
Martin Christ vor Titelverteidigung in der DRM2
In der DRM2-Wertung zieht Vorjahressieger Martin Christ zusammen mit Lina Meter im Opel Corsa Rally4 an der Tabellenspitze einsam seine Kreise. Der Routinier hat 24 Zähler Vorsprung und kann im Saarland vorzeitig den erneuten Titelgewinn klarmachen. Das wissen auch seine Verfolger Raffael Sulzinger und Lisa Kiefer im Ford Fiesta Rally4. „Aus eigener Kraft können wir Martin eigentlich nicht mehr von der Spitze verdrängen. Deshalb haben wir keinen Druck, sondern wollen Spaß haben und immer dann sind wir am schnellsten. Ich bin die Saarland Rallye 2022 zum ersten Mal gefahren, aber leider ausgeschieden und kenne deshalb einige Prüfungen noch nicht. Aber wenn wir durchkommen, sind wir oben dabei“, stellt Sulzinger fest. Alexander Kattenbach und Ann Felke sind im Laufe der Saison immer stärker geworden und haben sich im Opel Corsa Rally4 auf Platz drei vorgeschoben. Ihre Markenkollegen Jonas Ertz und Maresa Lade fielen dagegen nach dem Ausfall am Mittelrhein vom zweiten auf den vierten Rang zurück. Ihr Ziel ist es, den Podiumsplatz in der Gesamtwertung zurückzuholen, während Jonas Ertz auch seine Führung bei der Pirelli Junior-Wertung behaupten will.
Lokalmatador Tarek Hamadeh-Spaniol will Heimvorteil nutzen
Die DRM Nationals sind nach wie vor hart umkämpft. Voraussagen lassen sich nicht treffen, zu knapp sind die Abstände an der Spitze. Tarek Hamadeh-Spaniol führt die Tabelle im Citroën C2 Challenge an und möchte den Heimvorteil nutzen, um den Platz an der Sonne zu verteidigen. „Ich komme aus dem 40 Kilometer entfernten Saarbrücken und bin hier 2012 das erste Mal gefahren. Es ist ein tolles Gefühl, man sieht überall an der Strecke anfeuernde Hände, das motiviert zusätzlich. Leider hatte ich Probleme mit der Elektrik und habe diese hoffentlich mit dem Einbau eines neuen Kabelbaums aus einem Straßenauto gelöst. Die Konkurrenz in meiner Klasse NC4 ist durch Gaststarter aus der Region sehr stark. Ich muss die Balance zwischen taktischem und aggressivem Fahrstil finden, um vorn zu bleiben.“
Nur drei Punkte hinter dem Lokalmatador folgen Jan Petersen und Beifahrerin Ina Epple im BMW M3, die in der ADAC Saarland-Pfalz Rallye Neulinge sind. „Ich kenne die Rallye so gut wie gar nicht. Da ist es am besten, von Anfang an zu attackieren. Wir haben ein neues Differential eingebaut, denn ein Ausfall wäre das Ende der Meisterschaftsträume. Es wird ohnehin schwer, denn ich muss meine Klasse NC1 gewinnen, um an Tarek dranzubleiben oder sogar in Führung zu gehen. Ich bin ehrlich gesagt schon etwas nervös und freue mich, wenn es endlich losgeht“, verrät Jan Petersen. Die Gesamtdritten Andreas Dahms und Paul Schubert sind dagegen wie immer gelassen. Das Duo überzeugte bisher mit großer Konstanz und Nervenstärke und liegt gleichzeitig mit dem grünen Porsche 911 in der DRM Classic auf Platz eins.
In der zweiten Sonderwertung DRM Trophy hat Titelverteidiger Dennis Rostek (Škoda Fabia Rally2 Evo) nach einer kurzen Schwächephase zu Saisonbeginn die Schlagzahl erhöht und liegt mit zwei Siegen in Folge und 84 Punkten in Front. Allerdings wird die Titelverteidigung noch ein hartes Stück Arbeit, denn Oliver Bliss und Julius Simon (Škoda Fabia R5) liegen wie ihre Markenkollegen Georg Berlandy und Tina Annemüller mit nur wenigen Punkten Rückstand in Schlagdistanz.
Zehn Wertungsprüfungen mit dem Highlight am Windpark Freisen
Die ADAC Saarland-Pfalz Rallye ist eine Mischung aus Start-Ziel-Prüfungen und Rundkursen. Zehn Wertungsprüfungen rund um die Stadt St. Wendel liegen vor den 66 Fahrer-Duos. Auf der ersten Etappe am Freitag müssen vier Wertungsprüfungen, unter anderem das spektakuläre Highlight auf dem Rundkurs am Windpark Freisen, absolviert werden. Am Samstag folgen weitere sechs WPs, insgesamt stehen 131 Wertungskilometer auf dem Programm. Am Freitagnachmittag starten die Teilnehmer um 16.40 Uhr auf dem Schloßplatz St. Wendel in den Wettkampf. An gleicher Stelle rollen die Sieger am Samstagstag um 17 Uhr über die Zielrampe.
Foto: Lothar Bökamp // ANTRIEB.MEDIA