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GP Ice Race: Tollkühne Kiste!

Das GP Ice Race im österreichischen Zell am See ist ein Motorsport-Festival, dass auf dem europäischen Festland seines gleichen sucht. Möglicherweise ist es das Gegenstück zum britischen Goodwood Festival-of-Speed. Kann ich aber nicht beurteilen, ich war dort noch nicht.

Am ersten Februar-Wochenende 2020 trafen sich auf der in diesem Jahr künstlich angelegten Eisfläche 150 eingeschriebene Teilnehmer der motorsportlichen Wettbewerbe in den Gruppen Skijöring und Tourenwagen, jeweils in einer 2WD- und 4WD-Wertung, Klassik, Buggys und Gespanne. In den Showprogrammen begeisterten zahlreiche prominente Renn- und Rallyefahrer – aus aktuellen Rennserien oder Helden von damals – mit ihren historischen Gefährten das Publikum.

Um die 16.000 Zuschauer konnten die Veranstalter, Ferdinand Porsche und Vinzenz Greger, am Ende vermelden. Das Spektakel begann am Samstag Mittag bei trüben, nebligen und kaltem Wetter. Durch die perfekt ausgeleuchtet Strecke tat dies jedoch dem Augen- und Ohrenschmaus keine Abbruch. Passend zum Sonnenuntergang verzog sich der Nebel und gab den imposanten Blick auf die schneebedeckten Berge ringsum frei. Eine tolle Fotokulisse!

Škoda veranstaltete das „Ice Race of Champions“ – Fabian Kreim gewinnt!

Hier fuhren Filip Mareš aus der Tschechischen Republik (Juniorenmeister 2019 (ERC1) der Rallye-Europameisterschaft), Martin Koči (Slowakei) und Fabian Kreim (Deutschland) die in ihren jeweiligen Heimatländern Titel gewannen, und Lokalmatador Julian Wagner, Vizemeister der Österreichische Rallye-Meisterschaft 2019, mit identischen Autos gegeneinander. Am Ende gewinnt Fabian Kreim vor Julian Wagner.

Fabian Kreim


»Strietzel« Stuck mit seinem 1976er March F1

Hans Stuck drehte am Sonntag dann einige Runden mit dem Jägermeister-Formel-1 von 1976. Rennsport aus einer Zeit, als die Heckflügel der Formel 1 riesig waren und in Analogie zum Hosenschlag in den 70ern standen.

Motorisiert mit einem 3-Liter 8-Zylinder Cosworth-Motor begeisterte er das Publikum mit montierten Spikes-Reifen. Um auf der Hinterachse mehr Traktion zu bekommen, hatte man dort kurzerhand Zwillingsbereifung aufgezogen. Mit dem begeisterten Ausruf »War das geil!« grinste Stuck über das gesamte Gesicht.

Hans Stuck


Rallye-Weltmeister Stig Blomqvist im Audi Sport Quattro S1

Der sympathische Rallyeweltmeister von 1984 präsentierte das „Flügelmonster“ aus dem Audi-Museum. Für mich ist es immer wieder ein Genuss, dieses Auto mit dem Meister des 4-WD-Driftwinkels in Action zu sehen.

Ich erinnere mich nur zu gut, wie ich 1986 bei der Rallye Monte Carlo direkt hinter diesem Auto – damals mit Walter Röhrl am Steuer – beim Start einer Sonderprüfung stand. Die Hosenbeine flatterten hinter dem Auspuff vom Druck der 5 Zylinder. Der Bolide schoss wie eine Rakete auf der französischen Departementsstraße davon, die ruckartigen Schaltvorgänge katapultieren das Auto im Nu in den 6. Gang an den Drehzahlbegrenzer.

Klar, Stig ist nicht mehr der allerjüngste, mit seinen 73 Lenzen ließ er es aber noch ganz gut krachen.

Stig Bomqvist


Skijöring – Bretter, die die Welt bedeuten?

Tatsächlich war ich überrascht, wieviele Teilnehmer auch in dieser Disziplin unterwegs waren. Eine echte Show bot das Norwegische Ski-As Aksel Lund Svinda, der von Timo Bernhard im Porsche 953, dem Paris-Dakar-Auto von 1984 aus dem Porschemuseum, um den Kurs gezogen wurden. Mit scheinbar spielerischer Leichtigkeit genoss der sichtlich die Runden hinter dieser Autolegende.


Harte Männer mit Gespannen

Schon beim Gang durch das Fahrerlager fielen sie mir ins Auge: Die Gespanne! Ein freundlicher Teilnehmer erläuterte mir die Technik. Auch das Stützrad unter dem Seitenwagen wird mit angetrieben. Als quasi 2/3-Allrad. Da die Rennen entgegen den Uhrzeigersinn gefahren werden, wird dieses Rad auch stets ein wenig mehr angetrieben als das kurveninnere Rad. Donnerwetter! Meine Hochachtung vor den Fahrern und Beifahrern auf diesen Gefährten.


Ein bunter Strauß an Unterhaltung

Beim Besuch des GP Ice Race kommt wirklich keine Langeweile auf. Bis auf wenige Pausen, die der Pflege der Eispiste dienen, gibts permanent Programm. Für Essen und Trinken ist mit etlichen Ständen auf dem Gelände gesorgt. Und im Fahrerlager trifft man quasi laufend Prominenz. Ausstellungen seltener oder klassischer automobiler Exponate runden das Erlebnis ab. Wem also die motorsportliche Winterpause zu lang ist, dem sei dieses Event ans Herz gelegt. Der Termin für 2021 soll in Kürze bekanntgegeben werden.

Alle Bilder zum Event in der Bildergalerie.

Fotos und Text: Lothar Bökamp