WRC

M-Sport Ford tritt bei der Arctic Rallye Finnland mit zwei Fiesta WRC an

Das Hoch im Norden: M-Sport Ford schickt am kommenden Wochenende bei der Arctic Rallye Finnland drei Fiesta am Polarkreis an den Start. Im Cockpit der beiden von einem Ford EcoBoost-Vierzylindermotor mit 1,6 Litern Hubraum angetriebenen World Rally Cars nehmen der Finne Teemu Suninen und Beifahrer Mikko Markkula sowie Gus Greensmith und Elliott Edmondson Platz. Darüber hinaus vertrauen mit Lorenzo Bertelli und Janne Tuohino auch zwei Privatiers auf den rund 400 PS starken Turbo-Allradler von Ford, der auf dem in Köln-Niehl produzierten Fiesta basiert. In der WRC2-Kategorie setzt M-Sport-Teamchef Richard Millener zudem einen Ford Fiesta Rally2 für Adrien Fourmaux/Renaud Jamoul ein. Das französisch-belgische Duo trifft dort unter anderem auf Routinier Martin Prokop: Der Tscheche pilotiert ebenfalls einen Fiesta Rally2.

Die Arctic Rallye Finnland zählt erstmals zum Rallye-WM-Kalender. Der zweite Saisonlauf rund um die Weihnachtsmann-Metropole Rovaniemi ist in dieser Saison die einzige reine Schnee-Veranstaltung des Jahres. Am Polarkreis gelegen, hält sie sowohl für Fahrer als auch Teams und Rallye-Autos verschärfte Bedingungen bereit. Neben den komplett mit Schnee bedeckten und vereisten Waldwegen steht vor allem die extreme Kälte im Mittelpunkt: Die Meteorologen sagen Temperaturen von bis zu minus 30 Grad Celsius voraus. Dem müssen die Schmiermittel der Fiesta WRC ebenso entsprechen wie der Frostschutz im Kühler, während der höhere Sauerstoffgehalt der Luft die Motorsteuerung beeinflusst.

Gewappnet sollten auch die Fahrzeug-Crews sein. Die Beifahrer, die das Cockpit häufiger verlassen müssen, dürfen gefütterte Schuhe tragen. Warme Winterkleidung zählt für den Fall eines Ausfalls zur Pflichtausstattung. Und auch für die Arbeit an den Rallye-Autos gelten spezielle Sicherheitsvorschriften, da schon leichte Verletzungen bei minus 30 Grad schwere Folgen nach sich ziehen können.

Dabei sind Wintertage am Polarkreis nicht nur eiskalt, sondern auch besonders kurz: Einige der zehn Wertungsprüfungen (WP), die über eine Gesamtdistanz von 251,08 Kilometern führen, nehmen die Lenkrad-Akrobaten bei Dunkelheit unter die Räder. Und obwohl die Arctic Rallye ausschließlich auf Schnee und Eis ausgetragen wird, wird sie voraussichtlich zu den schnellsten Veranstaltungen im WM-Kalender gehören. Möglich machen dies auch die speziellen, mit Spikes bestückten Pneus vom Typ Pirelli Sottozero. Sie fräsen sich förmlich durch die Eisschicht, bieten somit hohe Traktion und ermöglichen den Fahrern enorme Geschwindigkeiten. Eine weitere Besonderheit: Die Driftkünstler integrieren die hohen Schneewälle entlang der Wertungsprüfungen in ihre Ideallinie und „lehnen“ sich gezielt daran an. Wer hierbei jedoch einen falschen Winkel wählt, kann mit dem Wagen in den Schneebänken stecken bleiben oder sie gar durchbrechen.

„Seit feststeht, dass die Arctic Rallye Finnland erstmals zum WM-Kalender zählt, ist die Vorfreude auf diese Veranstaltung bei allen Beteiligten riesig“, erläutert M-Sport-Teamchef Richard Millener. „Die Bedingungen scheinen perfekt zu sein und wir erwarten rund um Rovaniemi ein tolles Motorsportspektakel. Zur Vorbereitung hat unser Team Testfahrten im Norden Finnlands abgespult. Dabei konnte sich jeder unserer Fahrer einen ganzen Tag lang auf die speziellen Bedingungen ,einschießen‘, sich an die neuen Reifen gewöhnen und ein passendes Set-up herausfahren. Gerade bei Rallyes auf Schnee und Eis musst du dich als Fahrer im Cockpit absolut wohlfühlen, ansonsten verlierst du bei diesen enorm hohen Geschwindigkeiten viel Zeit. Bei der Rallye Monte Carlo hat Teemu Suninen gezeigt, wie schnell er sein kann. Wir haben ihm gegenüber klar gemacht, dass er trotz des Ausfalls unser vollstes Vertrauen genießt. Es wäre toll, wenn er am kommenden Wochenende einige tolle WP-Zeiten in den Schnee brennen würde. Ich bin davon überzeugt, dass er sein Können gerade unter schwierigen Bedingungen beweisen kann. Gus Greensmith und Adrien Fourmaux verfügen im Vergleich zu ihren Konkurrenten noch über sehr wenig Erfahrung auf Schnee und Eis. Für sie stehen hier vor allem ihre eigene Performance und der Lernprozess im Vordergrund. Sie sollen sich im Laufe des Wochenendes stetig weiterentwickeln und Spaß haben. Hier gilt die Maxime von Malcolm Wilson, wonach ein Fahrer immer dann besonders schnell ist, wenn er das Fahren genießt.“

Teemu Suninen / Mikko Markkula (Ford Fiesta WRC, Startnummer 3).

Für den 27-jährigen Finnen stellt die Arctic-Rallye zwar ein Heimspiel dar, doch tatsächlich trat Suninen überhaupt erst einmal am Polarkreis an: 2014 gab er sein Arctic-Debüt am Steuer eines Ford Fiesta R2 im Rahmen der finnischen Fiesta Sport Trophy. Dass er auf Schnee zu den Schnellsten zählt, hat er 2019 in Schweden mit der zwischenzeitlichen Führung bei seinem ersten WM-Auftritt im Ford Fiesta WRC gezeigt. Zudem bringt Beifahrer Mikko Markkula die Erfahrung von bereits sieben Starts in der schneereichen Region mit – zuletzt vor einem Monat als Gesamtvierter der Arctic Rallye Lappland.

„Ich fahre gern bei winterlichen Bedingungen, aber am Polarkreis fehlt mir bis auf den Start 2014 im Fiesta R2 die Erfahrung. Zum Glück kennt Mikko sich hier gut aus, das hilft uns hoffentlich. Beim Test am vorigen Wochenende haben wir wieder viel darüber gelernt, wie sich die neuen Reifen auf Schnee und Eis verhalten“, so Suninen. „Fast jeder WM-Pilot betritt hier Neuland. Das Tempo dürfte trotz der engeren, schwierigeren Straßen noch höher liegen als in Schweden. Ich erwarte ziemlich viele Senken und Kuppen auf den hart gefrorenen Strecken – das macht es für alle schwierig, das optimale Set-up zu finden. Meine Startposition sieht ganz gut aus, aber manchmal wirbeln die Autos vor uns den Schnee sehr stark hoch. Dieser leichte Schneedunst hängt lange in der Luft. Stellenweise gibt es Sichtprobleme wie bei trockenen Schotter-Rallyes. Die Prüfungen am Freitag halte ich für die größte Herausforderung. Genau dort, wo es besonders technisch anspruchsvoll und schwierig ist, wollen wir unseren Speed beweisen.“

Gus Greensmith / Elliott Edmondson (Ford Fiesta WRC, Startnummer 44); WM-Rang: 8.

Gus Greensmith, der in seiner Karriere gerade mal zwei Schnee-Rallyes bestritten hat, freut sich auf jede neue Erfahrung mit dem anspruchsvollen Untergrund. Die Testfahrten bei buchstäblich arktischen Bedingungen im Vorfeld des zweiten WM-Laufs nutzten Greensmith und Copilot Elliott Edmondson, um mehr über den Umgang mit den Spike-Reifen und das berüchtigte „Anlehnen“ an die Schneewände zu lernen.

„Ich glaube, jeder freut sich auf diesen ultimativen Abenteuer-Spielplatz für Rallye-Fahren auf Schnee“, so der junge Brite. „So selten ich auf Schnee gefahren bin, so viel Spaß hatte ich jedes Mal dabei. Hier am Polarkreis erwarten uns allerdings noch mal völlig eigene Bedingungen. In den vergangenen Jahren gab es kaum Schnee bei den WM-Läufen, doch rund um Rovaniemi liegt mehr als reichlich davon. Ich bin gespannt, wie ich die hohen Schneewände nutzen und auf Eis und Schnee das Maximum aus den Spike-Reifen herausholen kann. Bei unserem eintägigen Test haben wir uns schön an die Verhältnisse gewöhnen können und einiges über das Fahren auf Schnee gelernt. Trotzdem setze ich mich nicht unter Druck – wir konzentrieren uns auf unsere eigene Performance, wollen unser Tempo im Lauf der Rallye steigern und das Fahren genießen.“

Adrien Fourmaux / Renaud Jamoul (Ford Fiesta Rally2, Startnummer 21); WM-Rang: 9.

Der junge Franzose liebt das Rallye-Fahren auf Eis und Schnee zwar, doch er hat bislang nur wenige Wettbewerbe auf diesem Geläuf absolviert: Mit zwei Schnee-Veranstaltungen im Lebenslauf treten Adrien Fourmaux und Beifahrer Renaud Jamoul in der WRC2-Kategorie gegen viele erfahrenere Gegner an. Allerdings lernt Fourmaux schnell. Vor seinem Start mit dem Fiesta Rally2 durfte sich der 25-Jährige beim Test am Steuer des Fiesta WRC versuchen und erfuhr, wozu die Boliden der Königsklasse auf gefrorenem Untergrund in der Lage sind.

„Mir macht das Fahren auf Schnee und Eis viel Freude. Die wenigen Gelegenheiten bisher habe ich sehr genossen und jetzt wartet dieses große Abenteuer auf uns – in diesen aufregenden Autos bei unglaublichen Geschwindigkeiten und sensationellen Bedingungen“, so Fourmaux. „Ich schätze, dass sich die Strecken sehr von denen unterscheiden, die ich in den vergangenen Jahren in Schweden kennengelernt habe. Es gibt mehr von der weißen Pracht, die Schneewälle dürften höher sein und die Fahrspuren sehr viel welliger mit langen, schnellen Kurven. Wir werden diese Woche noch mit dem Fiesta Rally2 testen. Am vorigen Wochenende durfte ich im Fiesta WRC ausrücken. Die Emotionen mit dem World Rally Car auf Schnee und Eis sind außergewöhnlich. Hoffentlich nehme ich daraus viel Tempo und Selbstvertrauen mit in die Rallye. Wir wollen natürlich das bestmögliche Resultat erreichen, doch in der Klasse RC2 sind einige sehr talentierte und erfahrene Jungs unterwegs, darunter Siegfahrer wie Andreas Mikkelsen und Esapekka Lappi. Angesichts meiner geringen Erfahrung wird es für mich schwierig, sie herauszufordern. Auf jeden Fall legen sie die Messlatte für uns hoch und zeigen uns auf, welches Niveau wir erreichen müssen.“

Foto: M-Sport