DRM

Dreikampf um den DRM2-Titel

Gleich drei Fahrer kämpfen beim Saisonfinale am kommenden Wochenende noch um den Titel in der DRM2. Mit Vorjahreschampion Martin Christ und Alexander Kattenbach liegen vor der Rallye Stemweder Berg zwei Piloten punktgleich an der Tabellenspitze, Raffael Sulzinger folgt in Schlagdistanz. So schätzen die Rivalen ihre Chancen ein.

Martin Christ/Lina Meter (Opel Corsa Rally4), 96 Punkte
Der Niedersachse und Co-Pilotin Lina Meter, mit der Christ in diesem Jahr erstmals die komplette Saison bestreitet, holten nach Platz zwei im Erzgebirge in Sulingen und bei der Rallye Mittelrhein zwei DRM2-Siege. Bei der Saarland-Pfalz sah es für das Duo nach einem weiteren Sieg und damit dem vorzeitigen Titelgewinn aus, doch dann stoppte ein Ausrutscher die Erfolgsfahrt. „Wir sind dennoch die Gejagten“, sagt Christ. „Ich bin guter Dinge. Es zählt nur der Titelgewinn, der hat oberste Priorität. Der Einzelerfolg bei der Rallye steht daher nicht im Vordergrund. Die Stemweder Berg ist eine meiner Lieblingsrallyes und ich habe dort bei meinen bisherigen Starts immer um den Klassensieg gekämpft: 2021 haben wir diesen im Mitsubishi Evo nach einem Reifenschaden, der uns 25 Sekunden gekostet hat, nur knapp verpasst. Letztes Jahr haben wir beim ersten Einsatz mit unserem neuen Corsa in der DRM2 auf Anhieb gewonnen. Die Prüfungen gefallen mir, es könnte vielleicht noch etwas mehr Schotter dabei sein, das ist ja mein Lieblingsuntergrund. Natürlich kann das Wetter auch interessant werden. Wenn es regnen sollte und Wasser auf den Strecken steht, wird es richtig tricky.“

Christ und Meter starten bei der Rallye rund um Lübbecke mit einem brandneuen Opel Corsa Rally4, den Christ vor rund eineinhalb Wochen in Frankreich abgeholt hat. „Wir haben den Opel noch einmal komplett durchgecheckt, ob alles fest ist, alles richtig verlegt ist und so weiter. Das war noch mal viel Arbeit. Das Auto hat ein, zwei Features, die eine bessere Performance bringen sollten, aber wir müssen uns da erstmal aussortieren, um das Beste herauszuholen. Aber ich führe über das Set-up sehr genau Buch, so dass wir eine gute Basis haben sollten.“

Alexander Kattenbach (Opel Corsa Rally4), 96 Punkte
Der Hesse ist die Überraschung der DRM2-Saison. Nach zwei Jahren im ADAC Opel e-Rally Cup stieg Kattenbach in die DRM2 auf, in der er auf Anhieb um den Titel kämpft und punktgleich mit Vorjahreschampion Christ an der Tabellenspitze liegt. Kattenbach, der die beiden ersten Saisonläufe mit Andreas Luther als Beifahrer bestritt und seit der Rallye Mittelrhein auf die Ansagen von Ann Felke vertraut, beeindruckte vor allem mit seiner Konstanz: Er startete mit Platz sieben in die Saison, nach dem Wechsel vom Opel Adam Cup auf den Corsa Rally4 folgten zwei dritte Ränge und bei der Saarland-Pfalz-Rallye der erste DRM2-Sieg.

„Dass ich vor dem letzten Lauf punktgleich an der Tabellenspitze liege, hätte ich nie gedacht. Aber es lief für uns bisher richtig gut“, so Kattenbach. „Bei der ‚Erze‘ sind wir als Überbrückung bis der Corsa da war, noch im alten Adam gestartet. In Sulingen, bei der ersten Rallye mit dem neuen Auto, kam es erstmal nur darauf an zu lernen und zu schauen, wo man steht. Seitdem lief es immer besser. Das Ziel war natürlich, an der DRM2-Spitze mitzukämpfen, aber das es jetzt so schnell ging, hätte ich nicht gedacht. Wir können in Stemwede ganz locker fahren und haben nichts zu verlieren. Wir haben einen Top-3-Platz in der Meisterschaft bereits sicher, was schon ein großer Erfolg ist. Martin und Raffael haben natürlich einen großen Erfahrungsvorsprung. Sie fahren schon viel länger Rallyes und das Finale ist ja erst meine vierte Veranstaltung mit dem Rally4-Corsa. Wir werden alles probieren und schauen, was am Ende herausspringt. Stemwede ist eine Rallye, die uns immer gut gelegen hat.“

Eine wichtige Rolle beim Erfolg von Kattenbach spielt der ehemalige Opel-Werksfahrer Horst Rotter, für dessen Team Roko Motorsport der 27-Jährige antritt. „Ich habe schon meine erste Rallyesaison 2019 für Roko bestritten. Horst versucht immer bei allen Veranstaltungen dabei zu sein und mich mit Rat und Tat zu unterstützen. Ich kann von seiner großen Erfahrung sehr profitieren, das ist eine große Hilfe. Und auch menschlich passt es gut zwischen uns.“

Raffael Sulzinger/Lisa Kiefer (Ford Fiesta Rally4), 88 Punkte
Raffael Sulzinger und Freundin Lisa Kiefer sind die Außenseiter im Titeldreikampf. Das Duo fuhr mit 23 WP-Bestzeiten die meisten aller DRM2-Starter, dennoch ist es noch ohne Sieg. Beim Saisonauftakt verhinderten zwei Reifenschäden eine bessere Platzierung als Rang drei, Getriebeprobleme warfen Sulzinger/Kiefer in Sulingen schon am Freitag zurück, mehr als Platz sieben war in Niedersachsen daher nicht drin. Bei der Rallye Mittelrhein schrammte das Ford-Duo anschließend nur um 1,7 Sekunden am Sieg in der Wertung für zweiradangetriebene Fahrzeuge vorbei, beim vierten Lauf rund um St. Wendel wurden Sulzinger/Kiefer Achte, nachdem sie am Freitag wegen einer defekten Antriebswelle aufgeben mussten und zehn Strafminuten aufgebrummt bekamen.

„Wir hatten während der Saison leider wieder einige technische Punkte und unglückliche Reifenschäden, die uns wichtige Punkte gekostet haben“, sagt Sulzinger. „Wir haben im Vergleich zu unseren Konkurrenten das älteste Auto. Wir konnten bestimmte Teile nicht tauschen, da sie nicht verfügbar waren. Ich habe deswegen meinen Fahrstil adaptieren müssen, aber das hat nicht immer etwas genützt. Das war ärgerlich. Ende der vergangenen Woche haben wir aber neue Teile von M-Sport bekommen, daher sollten wir jetzt gut aufgestellt sein.“

Sulzinger weiß, dass der Titelgewinn dennoch nicht einfach sein wird: „Aus eigener Kraft können wir es nicht schaffen. Selbst ein Sieg und die Bestzeit auf der Power Stage würden nicht reichen, wenn Martin Christ zum Beispiel Zweiter wird. Wir müssen auf Fehler der anderen hoffen, was wir aber natürlich niemandem wünschen. Wir hoffen auf eine schöne Rallye ohne Probleme, alles andere liegt nicht in unserer Hand.“

Text: Lars Krone
Fotos: Lars Krone/Power Stage Images