Philip Geipel gewinnt den Saisonauftakt der DRM
Herzschlagfinale bei der 57. ADAC Rallye Erzgebirge. In der letzten Wertungsprüfung fingen Philip Geipel/Katrin Becker-Brugger (Skoda Fabia Rally2 EVO) die bislang führenden Julius Tannert/Franck Christian (VW Polo GTI R5) noch um neun Zehntelsekunden ab und feierten damit ihren ersten Sieg in der Deutschen Rallye-Meisterschaft. Den dritten Podestplatz belegten DRM-Titelverteidiger Marijan Griebel und Copilot Tobias Braun im Citroën C3 Rally2. Diese drei Teams waren nur um acht Zehntelsekunden getrennt in die letzten beiden Wertungsprüfungen gegangen.
Erst im Ziel erfuhr der ehemalige ADAC GT Masters-Pilot Geipel von seinem Husarenstreich – denn seine Beifahrerin hatte ihrem Piloten die Bekanntgabe der WP-Zeiten konsequent verweigert. „Das machen wir seit einigen Rallyes so“, grinste der 35-jährige Plauener. „Ich wusste also nicht, wie eng es zugeht. Katrin hat nur immer gemeint: Ist gut so, kann man lassen … Erst vor der letzten Prüfung auf dem Sachsenring hat sie gesagt: Jetzt pack mal deine Rundstreckenqualitäten aus. Und das habe ich dann auch gemacht. Wir mussten zwar in der Prüfung noch einen Konkurrenten überholen, aber der hat superfair Platz gemacht. Die ganze Rallye lief einfach traumhaft, ich hatte die ganze Zeit ein Supergefühl. Dass es am Ende zum Sieg reichen könnte, hätte ich aber wirklich nicht erwartet.“
Obwohl hauchdünn besiegt, brachte Julius Tannert im Ziel ein Lächeln zustande. „Wir haben die Rallye durch einen Reifenschaden etwa einen Kilometer vor dem Ziel von WP6 verloren, nachdem wir uns an der Spitze schon um gut fünf Sekunden abgesetzt hatten“, so der 31-jährige Zwickauer, der seine Brötchen als Instruktor auf dem Sachsenring verdient. „Ich wusste, wie eng es war, also habe ich in der letzten WP auf dem Sachsenring alles riskiert – und dann ist es eben schwer, keinen Fehler zu machen. Trotzdem war es ein guter Auftakt für uns: Rang 2 ist eine gute Basis.“
Ähnlich zufrieden äußerte sich auch Marijan Griebel, obwohl den 32-Jährigen aus Hahnweiler ein Dreher in der vorletzten Wertungsprüfung um den möglichen Sieg gebracht hatte: „Ich wusste, dass ich es in der letzten WP gegen die Sachsenring-Spezialisten schwer haben würde. Also habe ich in der vorletzten Prüfung alles riskiert, und das ist eben danebengegangen. Aber wenn mir vorher einer gesagt hätte, ich hole P3 und gewinne die Power Stage, dann hätte ich das unterschrieben.“
Pech hatten Vizemeister Dominik Dinkel und seine Beifahrerin Ursula Mayrhofer, die schon in der zweiten WP am Freitagabend von einem gebrochenen Stoßdämpfer eingebremst wurden. „Dennoch wäre ein Podestplatz dringewesen, hätte uns nicht in WP7 ein langsameres R5-Fahrzeug zwei Runden lang aufgehalten“, ärgerte sich der 29-jährige Ford-Fiesta-Pilot, der vor seinen Markenkollegen Björn Satorius/Hanna Ostlender Vierter wurde.
In der DRM-Zwischentabelle führt Geipel unter Berücksichtigung der Zusatzpunkte für die Power Stage mit 32 Zählern vor Tannert (27), Griebel (26), Dinkel (23) und Satorius (18).
So knapp die Entscheidung um den Gesamtsieg ausfiel, so sicher hatten Dennis Rostek und Michael Wenzel (Skoda Fabia R5) das Geschehen in der neugeschaffenen „Gentlemen Trophy“ im Griff. Der Bückeburger entschied nach dem frühen Aus von Georg Berlandy/Peter Schaaf (Kupplungsschaden am Peugeot 208 T16 R5) sämtliche zehn Wertungsprüfungen für sich und siegte am Ende souverän vor Oliver Bliss/Stephan Schneeweiß im Peugeot 208 T16 R5 und Raphael Ramonat/Steffen Schmidt im Citroën DS3 R5. „Schade, dass Georg nicht durchfahren konnte“, bedauerte Rostek. „Danach sind wir einfach unser Tempo gefahren und haben die Rallye vor diesen unglaublichen Zuschauermassen genossen. Aus meiner Sicht war es eine der besten Veranstaltungen der letzten Jahre.“
Opel-Vierfachsieg in der DRM2
Einen großartigen Kampf sahen die vielen Fans auch in der DRM2-Kategorie für zweiradgetriebene Fahrzeuge, die im Ziel einen Vierfachsieg für Opel sah. René Noller/Stefan Kopczyk übernahmen in WP6 die Spitze und gaben sie bis ins Ziel nicht mehr ab. Mit Ron Schumann/Claudia Harloff, Jonas Ertz/Maresa Lade und Martin Christ/Tamara Lutz klassierten sich drei weitere Crews eines Corsa Rally4 vor Nico Knacker und Enrico Flores-Trigo im neuen Renault Clio Rally4 sowie Sepp Wiegand im Peugeot 208 Rally4. Letzteren hatte ein Ausritt in Führung liegend in WP6 zurückgeworfen. „Danach war leider ziemlich die Luft draußen“, gestand Wiegand, der die Rallye nach eigenem Bekunden dennoch in vollen Zügen genoss: „Diese Tausenden von Fans am Streckenrand zu sehen, war einfach fantastisch. Am Start zur WP Grünhain hatte ich tatsächlich feuchte Augen.“
Pech hatten Raffael Sulzinger/Lisa Kiefer, deren flammneuer Ford Fiesta Rally4 unmittelbar nach der Bestzeit in WP1 mit einem Antriebswellenschaden strandete. Zwei Reifenschäden am Folgetag bremsten die Aufholjagd des bayerisch-pfälzische Duos zusätzlich ein. Wie ausgeglichen die neue DRM2-Kategorie war, zeigt die Tatsache, dass nicht weniger als sechs Teams mindestens eine der zehn Wertungsprüfungen für sich entschieden.
Ein spannendes Porsche-internes Duell gab’s auch in der DRM Historic, die Florian Feustel/Paul Gehbauer vor den Elfer-Kollegen Andreas Dahms/Paul Schubert für sich entschieden.
Foto: ADAC Motorsport