M-Sport Ford will bei der WM-Rallye Italien auf Sardinien an starke Portugal-Vorstellung anknüpfen
Mit reichlich Rückenwind ans Mittelmeer: M-Sport Ford reist nach dem bislang besten Saisonergebnis vor rund einer Woche in Portugal mit gestärktem Selbstvertrauen zur WM-Rallye Italien auf Sardinien. Wie knapp 14 Tage zuvor wird auch der fünfte Lauf zur diesjährigen FIA Rallye-Weltmeisterschaft ausschließlich auf Schotterpisten ausgetragen. M-Sport Ford schickt in der Topkategorie zwei Fiesta World Rally Cars für Gus Greensmith und Beifahrer Stuart Loudon sowie Teemu Suninen/Mikko Markkula an den Start. Das finnische Duo löst damit wieder den jungen Franzosen Adrien Fourmaux am Steuer des rund 380 PS starken Turbo-Allradlers ab. Fourmaux und sein belgischer Copilot Renaud Jamoul treten erneut mit einem Ford Fiesta Rally2 in der WRC2-Klasse an. Beide Rallye-Versionen des Ford Fiesta basieren auf dem in Köln-Niehl gebauten Erfolgs-Kleinwagen.
Rückblick: Bei der Rallye Portugal hat M-Sport Ford das beste Team-Resultat der laufenden WM-Saison gefeiert – die beiden Fiesta WRC fuhren unter die besten Sechs im Gesamtklassement. Gus Greensmith eroberte den fünften Platz und legte insgesamt acht Top-5-Zeiten vor. Adrien Fourmaux kam als Sechster ins Ziel. Bei seinem Schotterdebüt am Steuer eines World Rally Cars hatte der Medizinstudent gleich zweimal mit der zweitschnellsten Wertungsprüfungs-Bestzeit aufhorchen lassen. Für das gelungene Gesamtergebnis sorgte Teemu Suninen: Im knapp 300 PS starken, ebenfalls allradgetriebenen Fiesta Rally2, freute er sich über Platz zwei in der WRC2-Kategorie.
Italienischer WM-Lauf kehrt nach Olbia zurück
Auf Sardinien steht nun mit der Rallye Italien die zweite von vier aufeinanderfolgenden Schotterläufen auf dem WM-Programm. Sie führt über 20 Wertungsprüfungen (WP) mit insgesamt 303,10 Kilometern und hält in dieser Saison einige Veränderungen bereit. Fand die Veranstaltung im vergangenen Jahr noch im Oktober statt, kehrt sie nun wieder auf ihren angestammten Termin Anfang Juni und in die nordöstlich gelegene Küstenstadt Olbia zurück – von 2014 bis 2020 war das Rallye-Zentrum in Alghero beheimatet.
Der Umzug bringt auch im Hinblick auf die Rallye-Route einige Neuerungen mit sich. So findet der sogenannte Shakedown – der offizielle Test vor Beginn der Rallye – erstmals in Loiri statt. Am Samstag feiert die WP „Bortigiadas – Viddalba“ ihr Comeback. Sie stand zuletzt 2005 auf dem Plan, allerdings unterscheidet sich der Streckenverlauf deutlich von früheren Ausgaben und stellt somit für das Teilnehmerfeld Neuland dar. Für die jungen Nachwuchstalente von M-Sport Ford eine gute Nachricht: Die Routiniers in den konkurrierenden Fahrzeugen können auf dieser Strecke nicht von ihrer Erfahrung profitieren. Das gleiche gilt auch für die WP „Aglientu – Santa Teresa“ sowie die modifizierte Prüfung „Arzachena – Braniatogghiu“ am Sonntag.
Die kurvigen und technisch sehr anspruchsvollen Schotterstrecken, die hügelige Topographie der Region sowie die hohen Geschwindigkeiten verlangen von den Rallye-Crews volle Konzentration – Bäume und Felsen entlang der Prüfungen verzeihen keine Fehler. Je nach Windrichtung kann der dichte, von vorausfahrenden Konkurrenten aufgewirbelte Staub die Sicht einschränken. Vor allem bei trockenen Witterungsbedingungen besitzt die Startreihenfolge auf dem sandigen Terrain eine besondere Bedeutung: Die ersten Fahrzeuge übernehmen die ungeliebte Rolle als Straßenfeger und müssen die Ideallinie von der dicken Staubschicht befreien. Das Thema Reifenmanagement spielt auf Sardinien ebenfalls eine wichtige Rolle. Insbesondere bei der zweiten Schleife über die Prüfungen können der vom losen Sand befreite harte Untergrund sowie die hohen Temperaturen den Pneus stark zusetzen.
Die Rallye-Route: Kompaktes Programm mit legendärer Sprungkuppe
Nach der offiziellen Startzeremonie am Donnerstag in Alghero nimmt die Rallye am Freitag mit jeweils zwei Durchgängen über die WP „Filigosu – Sa Conchedda“ und „Terranova“ Fahrt auf. Beim anschließenden Service in Olbia schlägt dann die Stunde der Mechaniker, den heimlichen Helden im Hintergrund. Danach stehen zwei Durchgänge über „Tempio Pausania“ und „Erula – Tula“ auf dem Programm.
Die Samstagsetappe – mit 129,62 Kilometern die längste der gesamten Rallye – beinhaltet die Prüfungen „Coiluna – Loelle“ und „Lerno – Monti di Ala“. Letztere führt über die bei Rallye-Fans beliebte Sprungkuppe „Micky’s Jump“. Diese beiden WP nehmen die Lenkradakrobaten am Vormittag zweimal unter die Räder. Nach dem nachmittäglichen Service in Olbia folgen zwei Durchgänge über die WP „Bortigiadas -Viddalba“ und „Sedini – Castelsardo“.
Das große Finale am Sonntag beinhaltet zwei Wertungsprüfungen, die jeweils doppelt absolviert werden. Dabei dient der zweite Durchgang über „Aglientu – Santa Teresa“ als Power Stage. Hier können sich die fünf schnellsten Piloten bis zu fünf zusätzliche WM-Zähler sichern.
M-Sport-Teamchef Richard Millener: „Auf cleveres Reifenmanagement kommt es an“
„Bei der Rallye Portugal haben unsere jungen Nachwuchsfahrer ihr Talent einmal mehr eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Wir können es kaum erwarten, auf Sardinien weitere Fortschritte von ihnen zu sehen. Hier haben wir in der Vergangenheit bereits starke Ergebnisse eingefahren“, erläutert M-Sport-Teamchef Richard Millener. „Diese Rallye ist alles andere als einfach. Die Fahrer müssen sich ihre Reifen clever einteilen und auf den schroffen Pisten mit Köpfchen fahren. Unsere Jungs kennen die sardischen Strecken und wissen, worauf es ankommt. Wir freuen uns, dass wir Teemu Suninen erneut die Möglichkeit bieten können, seinen Speed im Fiesta Word Rally Car zu zeigen. Im vergangenen Jahr hat er auf der ersten Etappe der Rallye Sardinien eine hervorragende Vorstellung abgeliefert – ich wüsste keinen Grund, warum ihm das am kommenden Wochenende nicht erneut gelingen sollte. Für ihn ist es zwar der erste WRC-Einsatz mit dem Schotterpneu von Pirelli, aber er wird sich rasch auf diesen Reifen einschießen. Gus Greensmith hat unsere Erwartungen in Portugal übertroffen. Er hatte etwas Pech und konnte nicht in den Kampf um die Podiumsplatzierungen eingreifen. Dennoch blieb er cool und lieferte eine ganze Reihe von Spitzenzeiten ab. Adrien Fourmaux konnte bei den vorangegangenen WM-Läufen in Kroatien und Portugal erste Erfahrungen am Steuer eines World Rally Cars sammeln. Auf Sardinien soll er nun wieder im Fiesta Rally2 überzeugen und im Kampf um den WRC2-Sieg ein Wörtchen mitreden. Das Zeug dazu hat er auf jeden Fall!“
Gus Greensmith / Stuart Loudon (Ford Fiesta WRC, Startnummer 44); WM-Rang: 9; Rallye-Sardinien-Starts: 2. Bestes Ergebnis: Platz 25 (2020)
Der 25-jährige Brite blickt seinem dritten Sardinien-Auftritt entgegen. Seinen ersten Einsatz auf dem Eiland bestritt er 2019 am Steuer eines Ford Fiesta R5 in der WRC2 Pro-Klasse, bei der letztjährigen Ausgabe des italienischen WM-Laufs pilotierte er bereits den Ford Fiesta WRC. Am kommenden Wochenende will Greensmith auf der Mittelmeerinsel an seine Glanzvorstellung bei der Rallye Portugal anknüpfen. Da sein Stammbeifahrer Chris Patterson aus persönlichen Gründen verhindert ist, nimmt ausnahmsweise Stuart Loudon auf dem heißen Sitz Platz. Der 33-jährige Schotte verfügt über viel Erfahrung und ist für Greensmith bei den Asphaltläufen zur Rallye-WM normalerweise als Schotterspion im Einsatz. Bei der Rallye Deutschland 2018 gingen Greensmith und Loudon schon einmal gemeinsam ins Rennen.
„In Portugal haben wir zu alter Stärke zurückgefunden – ich hoffe, dass ich diesen Trend auf Sardinien fortsetzen kann, auch wenn das Glück bei diesem WM-Lauf bislang einen Bogen um mich gemacht hat. Ich hoffe, dass es diesmal anders sein wird“, so Greensmith. „Die sardischen Strecken sind technisch noch anspruchsvoller, aber beide Veranstaltungen ähneln sich. Daher starten wir auch mit dem gleichen Set-up, das wir uns in Portugal erarbeitet hatten. Das Auto muss insbesondere auf der Vorderachse stark sein und soll möglichst wenig rutschen: Auf diesen engen, kurvigen und technisch anspruchsvollen Prüfungen kostet jeder Drift Zeit. Aus den vergangenen Jahren wissen wir, dass der Ford Fiesta WRC auf Sardinien sehr schnell sein kann. Am ersten Rallye-Tag profitieren mein Teamkollege Teemu und ich von unseren späteren Startpositionen. Mein Beifahrer Chris Patterson kann aus privaten Gründen leider nicht mit am Start sein. Aber das Zusammenspiel mit Stuart Loudon hat in der Vergangenheit schon sehr gut funktioniert. Bei der ,Deutschland‘ fuhren wir sogar einige WP-Bestzeiten.“
Teemu Suninen / Mikko Markkula (Ford Fiesta WRC, Startnummer 3); WM-Rang: 11; Rallye-Sardinien-Starts: 5. Bestes Ergebnis: Platz 2 (2019)
Der flotte Finne feiert auf Sardinien sein Comeback in der WRC-Kategorie. An die Rallye hat Suninen sehr gute Erinnerungen: Bei bislang fünf Starts auf der italienischen Insel fuhr der 27-Jährige in der Gesamtwertung bereits dreimal aufs Podium. 2019 eroberte er sogar den zweiten Platz. Im vergangenen Jahr führte Teemu die Rallye nach der ersten Prüfung an, beendete die Auftaktetappe auf Rang zwei und kam letztlich als Fünfter ins Ziel.
„Rallye-Fahren auf Sardinien war für mich schon immer ein Highlight, ich habe hier einige gute Resultate erzielt. Diese Veranstaltung zählt zu den härteren Schotter-Rallyes, aber unser Fiesta kommt damit hervorragend zurecht“, erläutert Suninen. „Ein wichtiger Faktor ist das richtige Reifenmanagement. Der Pirelli-Pneu ist für mich noch neu und ich werde ihn erst beim Shakedown testen können. Das ist natürlich eine zusätzliche Herausforderung, aber wir sind hochmotiviert und wollen das Maximum aus diesem Wochenende herausholen. Es ist gut, dass nach der Rallye Portugal nun gleich der nächste Schotter-Lauf auf dem Programm steht. Meine Konkurrenten genießen allerdings einen Erfahrungsvorsprung, denn den portugiesischen WM-Lauf habe ich ja nicht im WRC, sondern mit dem Ford Fiesta Rally2 bestritten. Anders als ich konnten sie sich bereits an das komplette Paket gewöhnen. Daher muss ich meine späte Startposition bestmöglich nutzen. Diese ist für uns am ersten Tag von Vorteil – sofern es nicht regnet. Ich freue mich sehr darauf, wieder ins Cockpit des Ford Fiesta WRC zu klettern. Das Handling des Autos ist hervorragend. Aus meiner Sicht ist der Umstieg vom Rally2 in das World Rally Car einfacher als umgekehrt. Die ausgefeilte Aerodynamik und die Wippenschaltung am Lenkrad machen dir das Leben als Fahrer leichter. Andererseits kannst du dir im WRC deine Reifen schneller ruinieren – schließlich beträgt der Leistungsunterschied zum Rally2 rund 100 PS. Aufgrund der enormen Power drehen die Räder schneller durch. Ich will möglichst viel Erfahrung mit den Reifen sammeln und eine saubere Rallye abliefern.“
Adrien Fourmaux / Renaud Jamoul (Ford Fiesta Rally2, Startnummer 23); WM-Rang: 10; Rallye-Sardinien-Starts: 2. Bestes Ergebnis: Platz 36 (2019)
Der 26-jährige Franzose kennt den von einem Ford EcoBoost-Turbobenziner angetriebenen Rally2-Allradler aus dem Effeff. In der vergangenen Saison eroberte Adrien Fourmaux mit dem Ford Fiesta Rally2 in der WRC2-Klasse bei Schotter-Rallyes drei Podiumsplatzierungen. Am kommenden Wochenende kann der Franzose zudem seine Erfahrung von bislang zwei Sardinien-Starts in die Waagschale werfen.
„Nach zuletzt zwei Rallyes im Ford Fiesta WRC muss ich mich zunächst wieder an das Rally2-Fahrzeug gewöhnen. Aber ich kenne das Auto ziemlich gut, das sollte also kein Problem sein“, betont Fourmaux. „Mein Ziel ist klar: Ich will mich bei meinem dritten Start auf Sardinien mit den Top-Fahrern in der WRC2 messen – ein Sieg sollte möglich sein. Das World Rally Car und der Fiesta Rally2 unterscheiden sich zwar in vielen Bereichen, beide verfügen jedoch über Allradantrieb. Der wohl größte Unterschied liegt in den Geschwindigkeiten, mit denen du insbesondere die sehr schnellen Passagen durchfahren kannst. Im Gegensatz zum World Rally Car mit seiner ausgeklügelten Aerodynamik fährt sich der Rally2 hier etwas nervöser. Da dir aber auch weniger Motorleistung zur Verfügung steht, ist das kein Problem. Ein weiterer Unterschied: Während wir im Ford Fiesta WRC die Gänge per Schaltwippe am Lenkrad wechseln, nutzen wir hierzu im Fiesta Rally2 den Schalthebel. Ich bin stolz auf die Performance, die wir bei unseren WRC-Debüts in Kroatien und Portugal gezeigt haben. Schließlich war das alles noch Neuland für mich. Nun will ich mich mit starken Leistungen im Fiesta Rally2 für weitere WRC-Einsätze empfehlen.“
Foto: Ford/M-Sport