Vorschau WRC Rally Italia Sardegna
Vor der WM-Rallye Italien am kommenden Wochenende hat nicht nur M-Sport die erste Herausforderung bereits gemeistert: Alle drei Fiesta World Rally Cars und der vom Team eingesetzte WRC2-Renner treffen in Kürze in Alghero an der Nordwestküste Sardiniens ein. Dem voraus ging ein anstrengender Wettlauf gegen die Zeit: Ende September, also vor kaum mehr als acht Tagen, waren die Turbo-Allradler noch bei der Rallye Türkei im Einsatz. Und da diese als bereits zweite Schotter-Veranstaltung in kürzester Zeit hintereinander auf dem Programm stand, mussten alle Fahrzeuge zur Generalüberholung zurück nach Dovenby Hall, dem Workshop von M-Sport im nordenglischen Distrikt Cumbria. Dort waren nach dem Eintreffen der Rallye-Autos bis zu deren neuerlicher Abreise in Richtung des 2.222 Kilometer entfernten Service-Parks auf der Mittelmeerinsel am vergangenen Samstagmorgen die Lichter kaum noch ausgegangen.
Tatsächlich kehrte zum Beispiel der Fiesta WRC von Teemu Suninen, der nach dem Ausrutscher bei der Shake-Down genannten Testsession vor der WM-Rallye Estland eine tiefgreifendere Rundumüberholung benötigte, erst am Mittwoch aus der Lackiererei zurück und musste anschließend komplett wieder aufgebaut werden. Doch Rallye-Mechaniker wären eben nicht Rallye-Mechaniker, würden sie sich vor solchen Mammutaufgaben fürchten.
Neben dem 26-jährigen Suninen, der auf Sardinien im Vorjahr mit Rang zwei sein bislang bestes Karriere-Ergebnis in der WRC-Topkategorie eingefahren hat und dabei seinen ersten WM-Lauf-Gesamtsieg nur knapp verpasste, greift wieder sein finnischer Landsmann Esapekka Lappi ins Steuer des über 380 PS starken Fiesta WRC. Das dritte World Rally Car von M-Sport pilotiert das 23 Jahre junge britische Nachwuchstalent Gus Greensmith. Als Speerspitze des Teams in der WRC2-Klasse tritt Adrien Fourmaux mit dem Fiesta Rally2 an. Der Franzose reist als Sieger der Rally Legend in San Marino an, die er am vergangenen Wochenende mit einem Ford Fiesta WRC gewonnen hat.
Die Sardinien-Rallye Italien führt über 16 Schotterprüfungen mit einer Distanz von 238,84 Kilometern. Los geht es am Freitag ab 7:50 Uhr morgens mit zwei Wertungsprüfungen (WP), darunter die 21,78 Kilometer lange „Erula – Tula“. Sie werden jeweils zweimal befahren. Hand an die Autos dürfen die Techniker erst in der Mittagspause im Service-Park in Alghero legen. Auch am Samstagmorgen stehen vier Prüfungen am Stück ohne Reparaturstopp im Zeitplan. Höhepunkt am Sonntag ist die sogenannte Power-Stage. Sie startet um 12:18 Uhr und läutet das Finale ein. Die fünf schnellsten Fahrer auf dieser WP werden mit bis zu fünf Zusatzpunkten belohnt.
„Zu allererst muss ich unseren Mitarbeitern in Dovenby Hall danken“, betont M-Sport-Teamchef Richard Millener. „Sie haben sich voll hereingekniet, damit alle Rallye-Autos rechtzeitig für den WM-Lauf auf Sardinien fertig werden. Ohne ihren Einsatz ständen wir in Alghero mit leeren Händen da! Bei dieser Rallye Italien haben wir in den vergangenen Jahren stets sehr gut abgeschnitten. Ich hoffe, das setzt sich auch 2020 fort. Die Veranstaltung findet etwas später statt als sonst üblich. Als dies zuletzt der Fall war, haben wir einige Überraschungen erlebt – zum Beispiel, dass mit Ott Tänak und Evgeny Novikov unsere beiden damaligen Juniorfahrer auf dem Podium standen. In dieser Jahreszeit könnte das Wetter für Abwechslung sorgen. Zugleich müssen sich unsere Ingenieure Gedanken machen, wie wir unsere Fiesta WRC und ihre Reifen auf die langen Morgenschleifen ohne Service-Stopp schicken. Uns und den Fans steht eine spannende WM-Rallye bevor. Wenn wir etwas mehr Glück haben als zuletzt, können wir mit allen Fahrern und Autos gute Resultate erzielen.“
Hyundai Motorsport strebt bei der Rally Italia Sardegna am kommenden Wochenende, dem sechsten Lauf der modifizierten FIA World Rally Championship (WRC) 2020, eine weitere Wettbewerbsleistung an, um die Führung in der Herstellerwertung zurückzuerobern.
Ein 1-2-Ergebnis bei der Rallye Estland und ein Doppelpodest bei der Rallye Türkei haben den Rückstand bei der Titeljagd auf nur neun Punkte verringert und führen zu einem Austragungsort, an dem Hyundai Motorsport bisher dreimal gewonnen hat.
Das Team wird mit Thierry Neuville/Nicolas Gilsoul, Ott Tänak/Martin Järveoja und Dani Sordo/Carlos del Barrio mit drei Fahrzeugen an der Veranstaltung teilnehmen. Alle drei Mannschaften haben in den vergangenen vier Spielzeiten auf Sardinien Siege errungen.
Neuville triumphierte für Hyundai Motorsport in den Jahren 2016 und 2018, während Sordo seinen ersten Sieg mit dem Team in einer dramatischen Schlussphase der letztjährigen Veranstaltung erinnerungswürdig sicherte. Tänak, der vor 16 Monaten das Pech auf der Power Stage hatte, siegte vor drei Jahren und wird versuchen, diese Siegesform zurückzugewinnen.
Da die Veranstaltung später als im Sommer stattfindet, werden die Wetterbedingungen wahrscheinlich kühler und unvorhersehbarer sein, was dem beliebten Schotterwettbewerb, der sich über drei volle Wettkampftage erstrecken wird, eine neue Variable hinzufügt. Alle drei Teams von Hyundai Motorsport haben in Vorbereitung auf die Rallye auf Sardinien getestet und gehen in Erwartung eines Wettbewerbs in Alghero an den Start.
Das TOYOTA GAZOO Racing World Rally Team begibt sich vom 8. bis 11. Oktober zum sechsten Lauf der Saison 2020 auf die italienische Insel Sardinien, um die Führung in der Fahrer- und Herstellermeisterschaft zu verteidigen. Nach seinem Sieg beim letzten Mal in der Türkei führt Elfyn Evans die Fahrerwertung mit 18 Punkten Vorsprung auf seinen Teamkollegen Sébastien Ogier an, während der Rookie-Pilot des Teams, Kalle Rovanperä, weitere neun Punkte Rückstand aufweist.
Die diesjährige Rally Italia Sardegna, die in den vergangenen Saisons im Juni stattfand, wurde aufgrund der Coronavirus-Pandemie verschoben und wird erstmals seit 2012 wieder im Herbst ausgetragen. Die Rallye zeichnet sich durch schnelle, enge Etappen mit feinem Sand aus, der von jedem vorbeifahrenden Auto weggefegt wird und eine steinigere, zerfurchte Straße hinterlässt. Das spätere Datum bedeutet, dass die Temperaturen wahrscheinlich nicht mehr so hoch wie üblich sein werden und die Regenwahrscheinlichkeit größer ist.
Nach dem Shakedown am Donnerstagnachmittag beginnt die Rallye am Freitagmorgen mit zwei Etappen (Tempio Pausania und Erula-Tula), die jeweils zweimal gefahren werden. Nach einem Nachmittagseinsatz in Alghero folgen zwei weitere Etappen, Sedini-Castelsardo und Tergu-Osilo: Diese werden rund 24 Stunden später wiederholt, um am Samstag nach zwei Schleifen der Prüfungen Monte Lerno und Coiluna-Loelle ein ähnliches Format zu erreichen. Der Sonntag ist identisch mit 2019 und liegt an der Westküste Sardiniens in der Nähe von Alghero, wobei die Etappen Cala Flumini und Sassari-Argentiera jeweils zweimal gefahren werden.
Textredaktion: Lothar Bökamp
Foto: M-Sport